Alles in Ordnung. Bolivien hat sich ausdrücklich für die Behandlung seines Präsidenten Evo Morales während seiner erzwungenen Landung in Wien bedankt und (angebliche) Aussagen eines bolivianischen Diplomaten zurückgewiesen, wir hätten Morales "gekidnappt".

Im Gegenteil! Heinz Fischer und Michael Spindelegger besuchten den Präsidenten während seines Aufenthalts in der VIP-Lounge und werden hoffentlich angemessen ihre Verwunderung darüber ausgedrückt haben, dass mehrere EU- (und Nato-)Staaten Morales den Überflug verweigerten, weil die USA das so wollten.

Auch Paranoiker haben manchmal echte Feinde, sagte schon Woody Allen, und die USA haben bei Gott genug echte Feinde - einfach weil sie die USA sind. Aber einen südamerikanischen Staatspräsidenten (zugegebenermaßen einen linkspopulistisch-antiamerikanischen) wegen des Verdachts, er habe den Überwachungsleaker Snowden aus Moskau geschmuggelt, zur "Notlandung" zu zwingen ist schon mehr als paranoid. Jedenfalls scheint Obama zu vielem fähig, was man eigentlich nur Bush zugetraut hätte.

Österreich hat sich, soweit das derzeit zu beurteilen ist, in der Sache angemessen verhalten. Jetzt könnte man noch ein Übriges tun und den USA maßvoll, aber bestimmt zu verstehen geben, dass paranoides Verhalten keine gute Basis für gute Beziehungen und/oder Freundschaft ist. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 6.7.2013)