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Foto: AP/Bianchi

Die heilige Einigkeit im Vatikan Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche haben zwei Päpste an einer gemeinsamen Enzyklika gearbeitet. "Licht des Glaubens " wurde am Freitag präsentiert - gemeinsam mit der Heiligsprechung zweier bereits verstorbener Päpste.

Die neue Enzyklika Lumen fidei ("Licht des Glaubens") stammt aus der Feder von zwei Päpsten. Papst Benedikt XVI. hat nach seinen Enzykliken über die Hoffnung und Liebe mit dem Lehrschreiben über den Glauben begonnen, konnte das Werk aber infolge seines überraschenden Rücktritts im Februar 2013 nicht beenden. Sein Nachfolger Papst Franziskus hat als Co-Autor die Enzyklika ergänzt und fertiggestellt.

Bemerkenswert ist, dass trotz der grundsätzlichen Verschiedenheit der beiden Päpste und deren Charismen ein und dieselbe Ansicht besteht. "Papst Franziskus hat bei der Ausarbeitung die Substanz von seinem Vorgänger voll übernommen", kommentierte Vatikan-Kenner, Schriftsteller Massimo Franco.

Heiligsprechung noch 2013

Eine weitere Premiere fand am Freitag im Vatikanstaat statt, als die beiden Päpste erstmals gemeinsam ein neues, dem Erzengel Michael gewidmetes Denkmal einweihten. Einig sind sich die beiden auch über die Heiligsprechung der Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. Jesuitenpater Lombardi, Pressesprecher des Vatikans, ließ am Freitag wissen, dass die Heiligsprechungen noch in diesem Jahr erfolgen sollen.

Wichtigstes Thema in der Schrift "zweier Päpste" ist der Glaube, der das Sein des Menschen erleuchtet. Papst Franziskus bestärkt in der Enzyklika die theologische Haltung seines Vorgängers. Aus der Feder Borgoglios stammt, dass der Glaube auch dazu verhelfen soll, neue Entwicklungsmodelle zu finden, die nicht rein auf Profit und Nutzen basieren. Der Glaube darf keineswegs ein rein privates Phänomen sein, sondern ist ein Allgemeingut, das den Gläubigen keineswegs vom Weltgeschehen distanziert, sondern ihm in den konkreten Dienst "der Justiz, des Rechtes und des Friedens" stellt. Kurzum - mittels des Glaubens ist die komplette Realität zu erfassen. Gläubige dürften keineswegs arrogant agieren, sondern sollen sich in Demut üben.

Gerechte Regierungen

Laut Papst Franziskus verhelfe der Glaube auch, richtige Regierungsformen zu definieren, in denen die Autorität von Gott stamme und die Regierung im Dienst des "allgemeinen Wohls" handeln müsse. Bröckelt der Glaube, führe dies zum Risiko, dass die humanitären Grundsteine vernachlässigt werden.

Der Berührungspunkt zwischen Glaube und Hoffnung liege vor allem im Leiden. Papst Franziskus appelliert in der Enzyklika des Glaubens an die Christen, keineswegs die Hoffnung aufzugeben. Es gebe auch keinen Unterschied im Glauben eines Intellektuellen und eines einfachen Menschen.

Hingegen stellt er sich gegen die häufige Praxis, den Glauben auf persönliche Bedürfnisse zuzuschneiden oder ihn "Stück für Stück" anzuwenden. "Jedes Zeitalter hat andere Schwierigkeiten, gewisse Punkte des Glaubens anzuwenden." Wichtig sei, das gesamte "Depot des Glaubens" zu übernehmen. Gerade im "Jahr des Glaubens", das am 24. November endet, wolle die Kirche den "Vorrang Gottes in Christus" wieder zum Zentrum machen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Rom, DER STANDARD, 6.7.2013)