Bild nicht mehr verfügbar.

Gesundheitsminister Alois Stöger ließ Experten zur nationalen Drogenstrategie befragen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - "Wo bleibt die Anti-Drogen-Strategie?", liegt die ÖVP dem Gesundheitsminister in den Ohren. Nun kann Alois Stöger (SPÖ) einen ersten Beleg für seinen diesbezüglichen Einsatz vorweisen: eine neue Studie, die ein Fundament für eine nationale Suchtpräventionsstrategie werden soll.

Zwei Jahre lang hat Studienleiter Alfred Uhl vom Anton-Proksch-Institut im Auftrag des Ministeriums die Ansichten von rund 100 Experten zusammengetragen. Der so entstandene Konsens ist eine Absage an moralisierende und restriktive Ansätze alter Schule.

Es gehe um Überlebenshilfe

Sucht sei keine Charakterschwäche, sondern meist eine Folge psychischer Primärerkrankungen, konstatieren die Fachleute und warnen vor falschen Erwartungen: Es handle sich um eine chronische Krankheit, die "nur selten endgültig heilbar ist". Statt die Süchtigen zu bekämpfen, sagt Uhl, gehe es um Überlebenshilfe und Schadensbegrenzung - auch im Interesse der betroffenen Lebensumgebung.

Ob eine Droge legal ist oder nicht, halten die Experten in puncto Risiken für nebensächlich. Die Herausforderungen in Zahlen:

  • Alkohol: Etwa 16 Prozent der Österreicher trinken längerfristig in gesundheitsbedrohlichem Ausmaß, fünf Prozent der Erwachsenen gelten als alkoholkrank.
  • Tabak: Knapp 20 Prozent der Erwachsenen sind nikotinabhängig.
  • Illegale Drogen: Zwischen 33 und 50 Prozent der Bevölkerung haben schon einmal Cannabis probiert, regelmäßiger und starker Konsum ist aber die Ausnahme. Mit anderen illegalen Drogen haben maximal fünf Prozent Erfahrung gemacht, Opiate (Heroin) sind nur für 0,5 Prozent ein Thema.
  • Medikamente: Hier gibt es kaum valide Daten. Vorsichtig lässt sich schätzen, dass rund zwei Prozent von Beruhigungs- und Schlafmitteln abhängig sind.

Projekte zur Vorbeugung gäbe es jetzt schon gute, sagt Christof Lageman vom Linzer Institut für Suchtprävention, doch die seien "chronisch unterfinanziert". Bis wann die Politik die neue Strategie zustande bringen wird, um daran etwas zu ändern? "Wenn man will", sagt Bundeskoordinatorin Johanna Schopper, "kann es schnell gehen." (jo, DER STANDARD, 5.7.2013)