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Das bedrohte Naturschutzgebiet in Spanien ist Heimat zahlreicher Wasser- und Zugvögel.

Foto: EPA/Jose Manuel Vidal

Die Unesco schlägt Alarm: Der südspanische Doñana-Nationalpark leide unter "dem sich summierenden Einfluss einer ganzen Reihe von Bedrohungen für seinen besonders hohen natürlichen Wert", heißt es in einem Bericht des für Welterbe zuständigen World Heritage Center und der Internationalen Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN).

Die Lagunen und Sumpfgebiete am Unterlauf des Guadalquivir sind Brutgebiete und Rastplatz für Wasser- und Zugvögel und stellen somit eine für Südeuropa einmalige Landschaft dar. Der Unesco-Bericht führt eine ganze Liste von Bedrohungen für die Feuchtgebiete in Doñana auf - allen voran die Landwirtschaft rund um den Park.

Erdbeeren gegen Naturschutz

60 Prozent der in Spanien produzierten Erdbeeren stammen von hier. Viele Landwirte bewässern ihre Pflanzen mit illegal geschlagenen Brunnen. 1000 nicht genehmigte Bohrlöcher zählen die Behörden auf den 6000 Hektar Erdbeerfeldern, 2000 die Verbände der Landwirte vor Ort.

Rund 50 Prozent des Wassers für die Felder werden laut WWF ohne Genehmigung dem Grundwasser entnommen. Die Auswirkungen auf die Feuchtgebiete sind verheerend. "Der Wasserspiegel ist so weit gesunken, dass die Lagunen an der Küste mittlerweile selbst in sehr regenreichen Jahren austrocknen", berichtet die für Wasser zuständige WWF-Biologin Eva Hernández.

Hernández beklagt diese Missstände schon seit Jahren. Doch die Behörden gehen nur langsam gegen die illegale Wassernutzung vor. Schließlich bringt das Geschäft mit der Erdbeere 400 Millionen Euro pro Jahr.

Rewe, Coop und Migros reagierten

Die meisten Früchte werden nach Mittel- und Nordeuropa geliefert. "Wir haben bereits vor längerem bei den Verbrauchern und bei den großen Abnehmern eine Aufklärungskampagne gestartet", erklärt Hernández. Mit Erfolg: Einige Supermarktketten wie die deutsche Rewe, oder die Schweizer Coop und Migros kaufen nur noch Erdbeeren, bei denen sie die Wasserwirtschaft nachvollziehen können. "Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir das Problem nicht von heute auf morgen lösen, aber die Behörden müssen endlich einen langsamen Wandel einleiten", mahnt Hernández.

Doch die Landwirtschaft ist längst nicht die einzige Bedrohung für das Naturschutzgebiet Doñana. Die Unesco beklagt die hohe Dichte an Infrastruktur rundherum. Die Küste am Atlantik ist Urlaubsgebiet. Die einstigen kleinen Fischerdörfer sind zu riesigen Bettenburgen angewachsen. Hinzu kommen die Pläne für eine Gaspipeline und Gasförderung in unmittelbarer Nähe des Parks. Umweltschützer und Unesco fordern eine Umweltverträglichkeitsstudie und den Stopp des Vorhabens.

Die Unesco will im Februar 2014 konkrete Pläne für die Lösung des Problems sehen. Sollten diese nicht vorliegen, droht Doñana die Einstufung als bedrohtes Welterbe, und dies wäre schlecht für die Region, in der viele vom Geschäft mit den Besuchern leben. (Reiner Wandler aus Madrid, DER STANDARD, 5.7.2013)