Zwölf Jahre für einen 79-jährigen (Ex-)Pater wegen schwerster Übergriffe auf Kinder und Jugendliche im Klosterinternat Kremsmünster. Die Anklage lautete auf schweren sexuellen Missbrauch, Unzucht mit Minderjährigen, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses, Quälen und Vernachlässigen von wehrlosen Personen und Vergehen gegen das Waffengesetz.

Bei diesem - nicht rechtskräftigen - Urteil drängt sich der Eindruck auf, hier sei versucht worden, mit einem besonders tiefen Griff in den "Schmalztopf" die schweren Versäumnisse der Vergangenheit zumindest symbolisch wettzumachen.

Die Versäumnisse der Leitung des Klosters Kremsmünster, die diesen pathologischen Pater mitsamt seinem Waffenfetischismus, seiner ausgelebten Gewalt und seiner Pädophilie jahre-, jahrzehntelang gewähren hat lassen. Und die nach Aussage eines Zöglings auch insgesamt ein sadistisches System zuließ oder förderte.

Die Versäumnis der Kirchenhierarchie insgesamt, die solche geweihten Kinderquäler die längste Zeit nur versetzt hat.

Die Versäumnisse der Polizei und Justiz, die Anzeigen lange bagatellisierten.

Und schließlich die Versäumnisse vieler Eltern, die sich vom Prestige der Klosterschule blenden ließen.

Angesichts dessen wirken die zwölf Jahre für einen vermutlich begrenzt Haftfähigen hoffentlich wenigstens als Signal. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 4.7.2013)