Dayli-Eigner Rudolf Haberleitner.

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Mit seinen großen wirtschaftlichen Verdiensten hat Rudolf Haberleitner nie hinterm Berg gehalten. An die 250 Sanierungen will der Eigentümer der maroden Drogeriemarktkette Dayli geschafft und Deals in Milliardenhöhe abgewickelt haben. Seine Erfolgsquote liege bei mehr als 95 Prozent, ließ er wissen und nennt sich gern einen stillen Retter in der Not. Wer ihn nicht kenne, der kenne den Markt nicht, konterte er Zweiflern, die weder in der Private-Equity-Branche noch im Handel Nachweise für seine europaweiten Leistungen ausmachen konnten. Dass er bestens vernetzt sein soll, kommentieren Geschäftspartner eher trocken: "Wer mit ihm spricht, erhält den Eindruck, er ist mit Bill Gates per du."

Die öffentliche Bühne hat der HTL-Absolvent mit dem Kauf der früheren Schlecker-Filialen erobert. Seitenweise füllte er Medien mit Plänen über ein europäisches Handelsimperium. "Ich will den ganzen Balkan", tönte der 68-Jährige. Er sei von der Idee besessen und wolle sich mit Dayli verwirklichen, erzählen geschäftlich Nahestehende. Er zimmere sich seine eigene Welt, verteidige sie vehement nach außen und agiere dabei völlig abgehoben, sagen andere, die ihn einen Fantasten nennen. Selbst seine Kritiker erinnern sich an Haberleitners "starke authentische Auftritte" - die aber nichts daran änderten, dass er seine Geschäfte auf Sand gebaut habe.

Geboren in Krems, zog es Haberleitner nach eigenen Angaben in die USA, um mit einem Harvard-Degree zurückzukehren. Seine Englischkenntnisse beschreiben Mitarbeiter dennoch als überschaubar. Sein Lebenslauf listet Stationen bei Voest, NCR und der Hirsch-Gruppe auf, ehe er sich seinen Wunsch nach Selbstständigkeit erfüllte und Betriebe wie Frikus, Junghans, Joop beriet oder sanierte, wie er verlautete. Umstritten sind Engagements bei Lindpointner, Hiesmayr oder Bobbin, ebenso wie Beraterhonorare von täglich 30.000 Schilling für die staatliche Pleiteholding GBI. Für seine Turnaround-Plattform Tap fand sich kein einziger Investor, sie dient nun als Firmenhülle für Dayli.

Haberleitner, der zumeist in rasender Geschwindigkeit spricht, ist Vater zweier Kinder, passionierter Jäger und Golfer. Ihm reichen, wie er sagt, wenige Stunden Schlaf am Tag, was mitternächtliche Mails an Kollegen, die ihn als Arbeitstier bezeichnen, untermauern. Wobei er immer noch Zeit finde, nicht nur sich selbst, sondern auch andere Manager und bekannte Sportler zu coachen, wie er der Journaille kürzlich verriet. Als Retter für Dayli hat er versagt. (Verena Kainrath, DER STANDARD; 4.7.2013)