Bei einem kuriosen Scheunenfund ist der Unterwasser-Dienstwagen aus "Der Spion, der mich liebte" wieder aufgetaucht. Nun kommt die Spezialanfertigung unter den Hammer
Er steht in der Ahnenreihe der legendären James-Bond-Dienstwagen gleich neben dem Aston Martin DB5 aus "Goldfinger". Jener Lotus Esprit S1, der im Jahr 1977 im zehnten Agenten-Abenteuer mit dem Titel "Der Spion, der mich liebte" nicht nur auf der Kinoleinwand auf-, sondern auch ziemlich spektakulär abtauchte.
Die Verwandlung des von 1976 bis 2003 in mehreren Modellgenerationen gebauten Mittelmotor-Sportlers in ein U-Boot vermochte damals eine Generation Pubertierender zu faszinieren. Hilfreich waren dabei nicht zuletzt ästhetisch inszenierte Tauchfahrten und die kompromisslose Eliminierung eines Helikopters via Mini-Marschflugkörper. Nach erledigter Mission landete der fantastische, also unerreichbare Traum am Strand an - ein Traum, der im September wahr werden könnte.
Spektakuläres Spezialgerät
Dann nämlich versteigert das Auktionshaus RM Auctions in London jenen Lotus Esprit, der anlässlich der Filmaufnahmen auf U-Boot getrimmt wurde. Das Einzelstück, das verspricht zumindest die Ankündigung, ist voll funktionstüchtig. Einem spektakulären Auftritt im Strandbad Neusiedl steht nach dem Zuschlag also nichts mehr im Wege.
Der Spezial-Esprit darf als Vertreter einer ausgestorbenen Spezies bezeichnet werden. Was heute per Computer animiert wird, war 1977 noch echtes Handwerk. Die Spezialisten von Perry Oceanographic schnappten sich eine von insgesamt fünf Esprit-Bodykits, die von Lotus an den Set geliefert wurden, und verwandelten die Hülle in ein funktionstüchtiges, autonom operierendes Unterwassergefährt. 100.000 US-Dollar (heute etwa 380.000 Euro) investierte Perry in den Umbau. Den Cheftester und Käpt'n gab der pensionierte Navy Seal Don Griffin, der für Hauptdarsteller Roger Moore die kamerawirksamen Tauchfahrten vor den Bahamas bewerkstelligte.
Kuriose Wiederentdeckung
Während eine straßentaugliche Version des Bond-Esprit wie eine Preziose herumgereicht und 2008 für 131.500 Euro versteigert wurde, endete die Karriere des U-Esprit unmittelbar nach dem Ende der Dreharbeiten in einer Lagerhalle auf Long Island, US-Bundesstaat New York. Dort weste der Ex-Filmstar neben allerlei Gerümpel jahrelang vor sich hin.
Dass es nun zu dieser denkwürdigen Versteigerung kommt, ist einem Zufall zu verdanken, der wohl der Kategorie "Super-Scheunenfund" zuzuordnen ist: Als die auf Jahre im voraus bezahlten Gebühren aufgebraucht waren, stieß der Besitzer der Halle den gesamten Inhalt per Blind-Versteigerung ab. Ein Paar aus New York schlug für einen Bettel zu - und fand unter dem Krempel den legendären Unterwasser-Esprit.
Mit der Lizenz zum Tauchen
Nach einigen wenigen Auftritten als Star diverser Auto-Ausstellungen kommt der U-Esprit nun auf den Markt. Am 8. September fällt in London der Hammer. Zukünftige Besitzer sollten für die erste Ausfahrt ein passendes Gewässer bereit halten. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 3.7.2013)
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RM Auctions