Pristionchus maxplancki in der Großaufnahme - der mächtige "Stamm" darunter ist ein menschliches Haar.

Foto: Jürgen Berger / EM-Labor, MPI für Entwicklungsbiologie

Tübingen - Künstler, Politiker und Wissenschafter: Das sind die drei Personengruppen, auf die Taxonomen am liebsten zurückgreifen, wenn sie eine neuentdeckte Spezies benennen sollen. Mit dem Begründer der Quantenphysik, Max Planck, wurde nun ein besonders prominenter Vertreter aus der dritten Kategorie ausgewählt, wie das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie berichtet. Pristionchus maxplancki reiht sich damit würdevoll neben Spezies wie Lepithrix freudi (ein Käfer) oder schlicht Plato (eine Spinne) ein.

Pristionchus maxplancki seinerseits ist ein Fadenwurm, den Tübinger Biologen um Ralf J. Sommer vom Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie nach dem deutschen Nobelpreisträger benannt haben. "Planck betonte stets die Bedeutung der exakten Beobachtung", begründen die Forscher ihre Entscheidung. Dabei war die Entdeckung eigentlich ein "Beifang": In einem Eichenwald in der japanischen Provinz Fukushima sammelten Biologen einen Hirschkäfer auf, der einen nur einen Millimeter großen Fadenwurm am Körper trug. Eine nährere Analyse zeigte, dass es sich dabei um eine bislang unbekannte Spezies handelte.

Fadenwürmer: Eine evolutionäre Erfolgsgeschichte

Fadenwürmer bilden einen besonders artenreichen Tierstamm, zu dessen bekanntesten Vertretern der parasitäre Medinawurm und der in der Forschung als Modellorganismus beliebte Caenorhabditis elegans zählen. In Tübingen hat man sich auf Fadenwürmer aus der Gattung Pristionchus spezialisiert. Vertreter dieser Gattung leben in enger Gemeinschaft mit verschiedenen Käferarten. Die Würmer schaden ihrem Wirt nicht, sondern harren in einem Ruhestadium aus, bis der Käfer stirbt.

Anschließend ernähren sie und ihre Nachkommenschaft sich dann vom Käfer-Kadaver und den Pilzen und Bakterien, die auf den Überresten des Insekts wachsen. Dieser Lebensstil hat offenbar eine weite Verbreitung der winzigen Würmer begünstigt, denn die Pristionchus-Exemplare im Tübinger Wurm-Zoo stammen von Fundorten auf allen Kontinenten.

Die Forscher wollen deshalb unter anderem klären, wo die ursprüngliche Heimat der Gattung liegt und auf welchen Wegen sie sich über fast die ganze Welt ausgebreitet hat. Der Neufund aus Japan bietet dafür mögliche Hinweise: Genetische Stammbäume mit DNA-Daten von Pristionchus maxplancki und einer weiteren neuentdeckten Art legen nahe, dass der Ursprung der Gattung in Südostasien liegt. Möglicherweise sind die Würmer von dort als blinde Passagiere an den Körpern invasiver Käferarten in die Welt hinausgezogen. (red, derStandard.at, 3. 7. 2013)