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Die Formel-1-Saison 2013 wird in großem Maße von der Problematik um die Pneus bestimmt.

Foto: REUTERS/Darren Staples

Nürburgring - Pirelli hat den Formel-1-Teams eine Mitschuld am Reifen-Desaster von Silverstone gegeben. In einer ersten ausführlichen Ursachen- und Fehleranalyse kündigte der Reifenhersteller zwar die ersten Sofortmaßnahmen an. Pirelli stellte aber auch fest, dass "die 2013er Reifen die Sicherheit nicht gefährden, wenn sie korrekt benutzt werden". Falsch montierte Hinterräder und ein extrem niedriger Luftdruck hätten zu der Serie von Reifenplatzern am vergangenen Sonntag beigetragen.

Kurz nach dieser Mitteilung stellte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery klar: "In keiner Weise beabsichtigen wir, einen Streit auszulösen oder irgendjemanden zu attackieren."

Riskanter Reifentausch

Nicht erst seit dem Silverstone-Rennen, bei dem an vier Autos der linke Hinterreifen geplatzt war, bringen die Teams bewusst das rechte Hinterrad links an und umgekehrt. Die Ingenieure hatten festgestellt, dass sich die Leistung so verbessern lässt. Durch die asymmetrische Struktur der Pneus in diesem Jahr seien sie aber nicht austauschbar, stellte Pirelli nun fest und räumte ein: Man habe dies unterschätzt. Dieser Reifentausch soll als Folge der gefährlichen Ereignisse beim Großen Preis von Großbritannien verboten werden.

Zudem wurde als weitere Erste-Hilfe-Aktion für das Deutschland-Rennen am Wochenende der Einsatz der bereits für das Kanada-Rennen vor rund einem Monat geplanten Hinterreifen beschlossen. In diesen ist statt eines Stahlbands eine Kohlefaser-Struktur verarbeitet.

Komplett neue Reifen für Budapest

Ab dem übernächsten Rennen in Budapest sollen komplett neue Reifen geliefert werden, die symmetrisch und eine Kombination aus den Vorjahres-Pneus mit den aktuellen sind. Diese sollen bei den Testfahrten vom 17. bis 19. Juli auf dem Kurs in Silverstone geprüft werden - mit den Stammpiloten und in den Rennautos dieser Saison. Dafür ändert der Weltverband eigens die Regeln. 

Neben dem Radwechsel und dem niedrigen Luftdruck soll nach Angaben von Pirelli auch der "extreme" Radsturz zu den verheerenden Defekten zuletzt beigetragen haben. Zu guter Letzt gab Pirelli auch noch den besonders "aggressiven" Randsteinen in Silverstone in den schnellen Kurven eine Mitschuld an den Reifenschäden. In seiner nachgereichten Stellungnahme unterstrich Hembery, dass Teams, Fahrer, der Automobil-Weltverband und das Formula One Management in der aktuellen Lage Pirelli unterstützen würden.

Kritik von Wolff

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff übte Kritik an der Konkurrenz um Ferrari, die sich lange gegen die Einführung neuer Pneus gewehrt hatte. "Manchmal braucht es dramatische Ereignisse, damit alle an einem Strang ziehen. Den Teams, die sich gegen die neuen Reifen gewehrt haben, sind jetzt die Augen aufgegangen: Man kann in dieser Sache nicht mehr opportunistisch seinen Vorteil suchen", sagte der 41-Jährige im Rahmen einer Telefonkonferenz am Mittwoch.

"Die Sicherheit ist Priorität Nummer eins, die Formel 1 muss jetzt Einigkeit zeigen", sagte Wolff, dessen Team auch mit der Abnutzung der Reifen lange Zeit erhebliche Probleme hatte. Nach zwei Siegen aus den vergangenen drei Rennen genießt man bei Mercedes derweil den aktuellen Höhenflug. "Wir erleben einen silbernen Lauf. Wir sind viel besser, als wir es vor der Saison erwarten konnten, zumal das erfolglose zweite Halbjahr der letzten Saison ein ziemliches Trauma hinterlassen hat", so Wolff.

Dass der Young Driver Test in diesem Monat ohne die Silberpfeile stattfindet, obwohl er nun auch für die Stammpiloten geöffnet wurde, sei kein Problem. Mercedes war vom Internationalen Tribunal der FIA von den Fahrten ausgeschlossen worden, nachdem der Rennstall im Mai verbotenerweise Reifen für Pirelli getestet hatte. "Wir haben das akzeptiert, wir fahren dort nicht", sagte Wolff. (APA, 3.7.2013)