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Gestrandet am Wiener Flughafen.

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Boliviens Staatspräsident Evo Morales am Flughafen Wien.

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Empört: Boliviens Verteidigungsminister Rubén Saavedra Soto verliest am Flughafen Wien eine Erklärung.

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Der bolivianische Staatspräsident ist auf den Gängen des VIP-Terminals sichtlich besser gelaunt als sein Verteidigungsminister.

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Piloten und Mitarbeiter des bolivianischen Präsidenten suchen am Flughafen Wien nach einer alternativen Flugroute.

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Das bolivianische Präsidentenflugzeug in Warteposition nach der unfreiwilligen Zwischenlandung in Wien.

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Die Crew schläft.

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Wien/Moskau - Boliviens Staatschef Evo Morales befand sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch für 13 Stunden in Wien. Sein Aufenthalt in der österreichischen Bundeshauptstadt war jedoch unfreiwillig: Nachdem Gerüchte aufkamen, wonach sich der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden an Bord des bolivianischen Regierungsjets befinden könnte, verweigerten Frankreich, Italien, Spanien und Portugal in der Nacht auf Mittwoch die Überflugrechte für das Flugzeug, das auf den Weg von Moskau nach La Paz war. Die Maschine vom Typ Dassault Falcon landete um ca. 23 Uhr am Flughafen Wien Schwechat. Der bolivianische Präsident hatte zuvor an einer Konferenz in Moskau teilgenommen.

Um 2 Uhr 30 morgens lud der bolivianische Botschafter in Wien ausgewählte Journalisten zu einer eilig einberufenen Presskonferenz im VIP Terminal am Flughafen Wien Schwechat. Boliviens Verteidigungsminister Rubén Saavedra Soto, der sich ebenfalls an Bord der Regierungsmaschine befand, verlas sichtlich empört eine Erklärung. Er wertete die unfreiwillige Landung als einen "direkten Angriff auf den Präsidenten". Scharf kritisierte er dabei Italien und Portugal. Weil sie ihren Luftraum nicht geöffnet haben, "haben sie das Leben des Präsidenten gefährdet", sagte der Minister. Frankreich, sagte Saavedra weiter, habe den Luftraum für den Jet inzwischen geöffnet, derzeit suche man nach einer Route zurück nach Bolivien.

Der bolivianische Verteidigungsminister betonte weiters, dass es von Seiten Morales keinen offiziellen Kontakt zu Snowden gab. Dass sich der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter in der Maschine befinde, sei "ein blödes Gerücht", die bolivianische Regierung wisse nicht, wo Snowden ist. Laut Alexander Schallenberg, dem Sprecher von Außenminister Michael Spindelegger, ist Snowden nicht gemeinsam mit Morales in Schwechat gelandet.

Spindelegger und Fischer in Schwechat

Sowohl Bundespräsident Heinz Fischer als auch Außenminister Michael Spindelegger statteten Morales diplomatische Besuche in Schwechat ab. Gegen Mittag war klar, dass die Präsidentenmaschine ihren Flug über die Kanarischen Inseln Richtung La Paz fortsetzen könne. Evo Morales übte vor seinem Abflug noch scharfe Kritik an den Ländern, die ihm die Überfluggenehmigung verweigert hatten. Die für seine Festhaltung in Wien verantwortlichen Länder hätten einen "historischen Fehler" begangen. Spanien hatte zuletzt eingelenkt, nachdem zuvor bereits Italien, Frankreich und Portugal der Maschine wieder gestattet hatten, ihren Luftraum zu benutzen.

 

Mikl-Leitner: Österreich hat keine Angst vor den USA

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sagte im Ö1-Morgenjournal, dass es, hätte sich Snowden an Bord befunden, zu einem regulären Asylverfahren in Österreich gekommen wäre. Ein solches Verfahren beginne mit der Feststellung der Identität der Person und einem Erstgespräch mit der Asylbehörde. Ob ein solches Verfahren Chancen auf Erfolg hätte, wollte die Ministerin nicht kommentieren. Sie wolle Entscheidungen von Behörden und unabhängigen Gerichten nicht vorgreifen. Grundsätzlich muss ein Antrag auf Asyl in Österreich immer im Inland - also in Österreich - gestellt werden. Der Antrag von Snowden über die russische Botschaft in Moskau ist deswegen nicht gültig. Ein Abrücken von dieser Position ist für die Ministerin keine Option: "Es gibt klare gesetzliche Regelungen."

Mikl-Leitner betonte, es gebe keine Angst vor den USA, wie vielleicht in anderen europäischen Ländern, denn Österreich habe schließlich seinen Luftraum für die Maschine von Morales nicht gesperrt. Die Innenministerin sagte weiter, sie verstehe die Sympathien, die Snowden von großen Teilen der Bevölkerung entgegen gebracht werden, schließlich haben er eine wichtige Debatte über die Legitimität der Geheimdienste losgetreten. Mikl-Leitner bezeichnete auch die derzeitigen Beziehungen zu den USA als gestört. Deshalb gebe es auch einen Fragenkatalog, der gemeinsam mit Deutschland erarbeitet und an die USA übergeben wurde, und auf dessen Beantwortung jetzt gedrängt werde.

"Ungerechtigkeit"

Die Regierung in La Paz erklärte,  dass Frankreich und Portugal die Überflugrechte für das aus Moskau kommende Flugzeug verweigert hatten, woraufhin in Wien zwischengelandet werden musste. Grund seien "unbegründeten Verdächtigungen" gewesen, dass sich der von den USA gesuchte Ex-Geheimdienstler Edward Snowden an Bord befinde, sagte Außenminister David Choquehuanca. Er wisse nicht, "wer diese Lüge erfunden hat" und verurteilte die "Ungerechtigkeit", die Präsident Morales widerfahren sei.

UNSASUR will Protest einlegen

Inzwischen wurde bekannt, dass der südamerikanische Staatenbund UNASUR in einer Sondersitzung Stellung zum Überflugverbot der Maschine des bolivianischen Präsidenten nehmen will. Ecuadors Staatschef Rafael Correa und seine argentinische Kollegin Cristina Fernandez de Kirchner forderten am Dienstagabend (Ortszeit) die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung der UNASUR, um gegen das Überflugverbot des bolivianischen Präsidentenflugzeugs über mehrere europäische Staaten Protest einzulegen.

Cristina Kirchner erklärte über ihren Twitter-Account, der peruanische Präsident und UNASUR-Vorsitzende Ollanta Humala habe ihr die Einberufung der Sitzung bestätigt.

Snowden hält sich seit mehr als einer Woche im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo auf. Er kann ihn ohne russisches Visum nicht verlassen, nachdem die USA seinen Pass für ungültig erklärt hatten. Der Enthüller der Späh- und Spionageprogramme des US-Geheimdienstes NSA hat in zahlreichen Staaten Asyl beantragt. Einen Asylantrag in Russland hatte er dagegen selbst zurückgezogen. Die USA suchen weltweit nach dem 30-Jährigen und haben alle Regierungen aufgefordert, ihm kein Asyl zu gewähren.  (Olivera Stajić, Stefan Binder, red, derStandard.at, 3.7.2013)