Moskau - Fehlstart auf dem Weltraumbahnhof Baikonur: Eine russische Proton-Rakete mit drei Satelliten an Bord ist nur 30 Sekunden nach dem Start abgestürzt. Das Fernsehen übertrug die spektakuläre Bruchlandung live, Tote und Verletzte gibt es nicht. Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich geschätzt auf 100 bis 250 Millionen Euro. Der Imageverlust für die russische Raumfahrt wiegt noch schwerer.


Video: Aufnahmen des staatlichen Fernsehsenders Rossija 24 zeigen, dass die Trägerrakete kurz nach dem Start auf dem Weltraumbahnhof Baikonur (Kasachstan) außer Kontrolle geriet und schließlich abstürzte.

Eigentlich sollte die Trägerrakete drei Navigationssatelliten des russischen Prestigeprojekts Glonass in den Weltraum bringen. Mit Glonass wollte der Kreml dem westlichen GPS-Standard Konkurrenz machen. Trotz gewaltiger Kosten ist das System aber bisher nur bedingt einsatzfähig - unter anderem wegen diverser Abstürze. So erinnert die Raketenpanne in der kasachischen Steppe frappant an einen Unfall im Dezember 2010, als drei Glonass-Satelliten im Meer versenkt wurden.

Damals war ein defektes Antriebssegment der Grund. Dieses Segment wurde nun erstmals wieder eingesetzt und steht damit im Verdacht, die Panne ausgelöst zu haben. Allerdings gibt es mehrere Unfallversionen. Premier Dmitri Medwedew forderte, die Ursachen zu finden und die Schuldigen zu bestrafen. Bislang hat die reflexartige Suche nach Schuldigen nicht zu Resultaten geführt. In den letzten zweieinhalb Jahren ist es trotz diverser Ablösungen in der Kosmos-Industrie zu sieben Abstürzen gekommen. Das neue Unglück zeuge "von der schwierigen Lage, in der sich Russlands Raumfahrt befindet", sagte Raumfahrtexperte Juri Karasch. (ab, DER STANDARD, 3.7.2013)