London - Eine Sonderform der künstlichen Befruchtung, die die Gefahr von Gendefekten vermindern soll, erreicht nun in Großbritannien als erstem Land der Welt das Stadium einer öffentlichen Debatte. Das Besondere daran: Es kommt dabei die DNA von nicht zwei, sondern drei Menschen zum Einsatz.

Geholfen werden soll mit dieser Methode Frauen mit geschädigten Mitochondrien. Dieser seltene Gendefekt, der zu Fehlentwicklungen von Organen führen kann, wird nur durch die Mutter auf das Kind übertragen, da nur die Mütter die mitochondriale DNA vererben. Mögliche Folgen eines solchen Schadens reichen von Muskeldystrophie über Leber- und Herzprobleme und Blindheit bis zu Gehirnschäden. Heute ist eines unter etwa 6.500 Kindern weltweit davon betroffen.

Der mögliche Ausweg

Durch die besondere Befruchtungsart, zu der derzeit an zwei verschiedenen Methoden gearbeitet wird, wird der defekte Teil der mütterlichen DNA durch gesundes Genmaterial des sogenannten "dritten Elternteils" - einer weiteren Frau - ersetzt. Damit würde es möglich, durch Befruchtung einen gesunden Embryo zu erhalten. Da es sich um eine Form genetischer Modifizierung handelt, wirft die Methode ethische Fragen auf.

Es sei richtig, "diese lebensrettende Behandlung so schnell wie möglich einzuführen", sagte Sally Davies, Regierungsberaterin für Gesundheitsfragen. Die Methode wird derzeit im Labor erforscht, die so erhaltenen Embryos dürfen aber nicht in die Gebärmutter eingepflanzt werden. Die britische Regierung beschloss Donnerstagabend, einen Gesetzentwurf für diese Methode im kommenden Jahr im Parlament debattieren zu lassen. Damit könnte Großbritannien das erste Land der Welt werden, in dem diese Behandlung angewendet werden darf. (APA/red, derStandard.at, 28. 6. 2013)