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David Thomas borgte sich den Bandnamen von Alfred Jarry: Pere Ubu, am Freitag in Ebensee, am Samstag in Wels.

Foto: Archiv

"Wir sind Menschen, die nirgendwo hinpassen", sagte David Thomas, Sänger und kreativer Kopf von Pere Ubu, einmal. Seine ersten musikalischen Gehversuche machte der inzwischen 60-Jährige 1974, als er in der US- Stahlstadt Cleveland "Rocket From The Tombs" gründete: eine Protopunkkapelle zwischen den Stooges, Black Sabbath und Blue Cheer, die mit den Songs Final Solution und 30 Seconds Over Tokyo zwei Klassiker im Programm hatte.

Beide enthalten bereits wesentliche Zutaten des Ubu-Avant-Garage-Sounds: die zwischen Sprache und Gesang pendelnde Stimme, elektronische Störeffekte, atonale Klangeruptionen, einen permanent von Auflösung bedrohten Rhythmus sowie Texte voll dunkler Metaphorik. Mitte 1975 gründete Thomas Pere Ubu, erst dann konnten die zwei Songs auf Platte verewigt werden. Thomas liebt nicht nur Musik-Außenseiter wie Captain Beefheart, sondern auch Dada und die Literaten Joseph Conrad und Alfred Jarry. Von Letzteren borgte er sich den Bandnamen.

Anfang des heurigen Jahres legte das Quintett nun sein 15. Studioalbum vor: Lady From Shanghai beweist einmal mehr Thomas' Faible für Film noir. Nachdem die LP Why I Hate Women (2006) von der Pulp Fiction Jim Thompsons beeinflusst war, marschiert Thomas diesmal im Schatten von Orson Welles - dem er in punkto manisch-künstlerischer Sturheit ähnelt. Welles' Lady From Shanghai von 1947 spielte ursprünglich kaum Geld ein, gilt aber inzwischen als Meisterwerk. David Thomas kultiviert seit jeher Ironie und schwarzen Humor, etwa indem er diesmal ein Tanzalbum versprochen hat. Tatsächlich ist das erste Stück Thanks eine Hommage an Anita Wards Disco-Hit Ring My Bell.

Eines der besten und vielfältigsten Ubu-Alben wird jetzt zweimal live in Österreich vorgestellt. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 28.6.2013)