Benny Oeyen wird nicht müde, die Erfolge von Kia seit dem Einbruch des Automarktes 2008 runterzubeten. Eh kein Wunder, denn der charismatische Marketing-Chef von Kia Europa hat allen Grund, sich zu freuen. Während der Markt um bittere 15 Prozent nachgelassen hat, legte Kia 41 Prozent zu.

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Aber Oeyen verschließt die Augen nicht vor den künftigen Aufgaben: "Autos von Kia werden als rational, funktionell und sicher wahrgenommen, zeigen unsere Umfragen, aber Werte wie Sportlichkeit, Emotionalität und Fahrspaß müssen wir ausbauen." Genau das ist der Grund, warum die Koreaner nun mit dem GT, einem vermeintlichen GTI-Jäger, auf den Markt kommen und dem 3-türigen pro_cee'd, wie auch dem 5-türigen cee'd, einen 204 PS starken Turbo-Benziner implantieren.

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Dem Golf GTI will Kia aber gar nicht an den Wagen fahren. Es ist weniger der Respekt vor der übermächtigen Konkurrenz, die Kia den GT auf der kommoden Seite auslegen lässt, als vielmehr jener vor der bestehenden Kundschaft.

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Die hat zwar, wenn man Oeyen glauben darf, einen sportlichen Kia nachgefragt, aber knochenhartes Fahrwerk und superdirekte Lenkung sind ihr nicht so wichtig wie gutes Überholvermögen und Alltagstauglichkeit. Zwar sind Lenkung und Fahrwerk straffer als beim Normalo-cee'd, aber keineswegs böse oder brutal.

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Das Kofferraumvolumen bleibt gleich, dafür ist die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h mit 7,6 Sekunden kein Bestwert.

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Vielmehr hat Kia seinen cee'd "nachgeschärft". Und das ist den Koreanern durchaus gelungen. Der GT liegt zwei Millimeter tiefer, ist vorn an den Scheinwerfern zu erkennen, die Eiswürfeln nachempfunden sind, protzt mit 18-Zoll-Alu-Felgen - und einem Diffusor am Heck. Im Innenraum stechen die roten Ziernähte und das GT-Logo am Lenkrad ins Auge. Absoluter Höhenpunkt sind aber die Recaro-Sitze in der vorderen Reihe. Diese geben guten Seitenhalt, schauen gut aus und sind selbst für lange Autobahnetappen komfortabel genug.

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So sitzt man sportlich-lässig hinter dem Lenkrad und kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als auf der deutschen Autobahn der schon etwas ältere Lenker eines schon etwas älteren, dafür echten Sportwagens große Augen bekommt, weil ihm ein Kia die Schneid abkauft. Bei 230 km/h ist für den GT aber Schluss, und der Sportler darf wieder Terrain gutmachen.

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Es sind die Fahrten in den Urlaub, ins Wochenende oder in die Arbeit, die mit dem GT Spaß machen sollen. Zwar hat er 10.000 Kilometer auf dem Nürburgring - zu Testzwecken - abgespult, aber für die Rennstrecke ist er nicht gebaut. Er will kein Zweitauto sein, sondern spielt in der Garage lieber die erste Geige.

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Schade ist es trotzdem, dass der GT-Knopf am Lenkrad nur die Darstellung des zentralen Displays vor dem Lenkrad ändert. Dort zeigt die GT-Darstellung statt des anlogen Tachos einen digitalen und zwei Balken für das anliegende Drehmoment und den Ladedruck.

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Richtig knackig wäre es, würden dann auch noch die Federn progressiver, die Lenkung und die Gasannahme direkter. Ist aber leider nicht.

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"Was noch nicht ist, kann aber noch werden", sagt Benny Oeyen. Und lässt fürs Erste einmal offen, was Kia in den Schubladen hat. Klar ist aber, dass im Konzern Kia als die sportlichere Marke, Hyundai als die gediegenere positioniert werden soll. Es wird also noch spannend. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 21.6.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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