Berlin - Die Allianz will angesichts der niedrigen Zinsen auf Staatsanleihen deutlich mehr Geld in Kredite, Immobilien und Infrastruktur-Projekte stecken. Die deutsche Lebensversicherungstochter Allianz Leben wolle mittelfristig Kredite über 25 Milliarden Euro vergeben, ohne Banken dazwischenzuschalten, sagte der Anlage-Chef Jörg Ladwein, am Dienstag auf einer Investorentagung.

Schon jetzt sind es 16,3 Milliarden, wovon allein 10,9 Mrd. Euro auf Wohnbaukredite entfallen. Drei Mrd. Euro hat die Allianz für gewerbliche Immobilienprojekte verliehen.

Versicherer dringen immer stärker in das Kreditgeschäft ein, das traditionell Sache der Banken ist. Diesen fällt allerdings die langfristige Vergabe von Darlehen immer schwerer, weil sie viel Kapital kostet. Lebensversicherer suchen dagegen händeringend nach langfristigen renditeträchtigen Investments, weil sie den Kunden Garantien über 30 Jahre und mehr auf ihre Beiträge geben müssen.

Auch bei Alternativen Investments will Allianz Leben einen Zahn zulegen. Das Volumen von Immobilien, Erneuerbaren Energien und Infrastrukturprojekten soll auf mittlere Sicht auf rund 20 Mrd. Euro verdoppelt werden. Zurzeit dominieren bei dem Stuttgarter Lebensversicherer Immobilien mit 6,2 Mrd. Euro. Heuer hatte die Allianz in einem Konsortium den tschechischen Gaspipeline-Betreiber Net4Gas übernommen.

Zurzeit verwalten 20 Portfoliomanager für Allianz Leben 182 Mrd. Euro. Noch dominieren dabei festverzinsliche Papiere mit 87 Prozent.

Seit Monaten tüfteln die deutschen Lebensversicherungen an neuen Modellen, mit denen sie sich von den Zinsversprechen auf Jahrzehnte befreien können. In Kürze bringt die Ergo eine Lebensversicherung ohne Garantiezins auf den Markt, kurz darauf will Marktführer Allianz seine Pläne für die Lebensversicherung 2.0 bekanntgeben. (Reuters, red, DER STANDARD, 26.6.2013)