"Sie umgeben sich mit der Weichheit des Abgestorbenen, aus welchem jeder Widerspruch unmöglich geworden ist ..." - Catharina Coreths Installation vergegenwärtigt eine Atmosphäre aus Thomas Bernhards "Holzfällen".

Foto: Catharina Coreth

Wien - Der Produktivität entkommt man ebenso wenig wie der Performance. Denn wenn sich die Arbeit - oder die Kunst - im Leben fortsetzt, ist ihr auch die Logik der Produktivität dorthin gefolgt. Alles, selbst das Nichtstun, bemisst sich nach dem Maßstab des Produktiven. Wir sind alle eine Bau- und Produktionsstelle titelt eine Arbeit von Fanny Zerz, die für diese Gedanken eine assoziative grafische Oberfläche aus Schaltplänen und Molekularstrukturen geschaffen hat. Aktuell überziehen diese Strukturen des Gedeihlichen die Wände leerstehender Büros in der Babenbergerstraße; eine zusätzliche, temporäre Ausstellungsfläche für die Diplome der Akademie der bildenden Künste. Nur einen Raum weiter trifft man auf die kleine Schwester der unaufhörlichen Produktivität: die pausenlose Performanz.

Catharina Coreth hat sie in ihrer Installation Sie umgeben sich mit der Weichheit des Abgestorbenen ... zum Motiv gemacht. Nicht nur der Titel ist ein Zitat aus Thomas Bernhards Holzfällen, auch ein integriertes Hörstück wiederholt "Alles, was du bist, ist nur ein Vorgespieltes gewesen" und "Ich habe kein Tatsächliches, Wirkliches gehabt". Wahrhaftiges findet sich irgendwo unter den Falten von Teppich und Vorhang.

Bei Veronika Burger stehen Performance und Produktivität im Dienst der Selbstoptimierung: Als Super Véro hat sie (das dokumentieren schicke Plakate) in namhaften Häusern der Welt ausgestellt. Ein aufgepimptes Curriculum Vitae motzt jede Karriere auf.

In den Bildhauerateliers stellte Toni Schmale (Preis der Akademie) ihre Maschinen der Macht und des Begehrens zu einem sportlichen Fetisch- Fuhrpark zusammen. Die ebenso humorvollen wie poetischen Objekte von Baptiste El Baz wurden von "Behelfsobjekten" zur Reservierung öffentlichen Raums in Tirana inspiriert. Baz' Nachbauten und Neukonstruktionen setzte er in Wien als Hybride zwischen Funktion und Ästhetik wieder in der Stadt aus.

Der Weg in den Prater (Kurzbauergasse) lohnt aber insbesondere wegen der Arbeit von Amy Croft. Unclear heißt ihre Installation aus zarten Fotos und dem ca. 20-minütigem Video grey sky blue. Croft beschäftigt das Verschwommene und Verunklarte, sowohl in der Sprache als auch in der Wahrnehmung von Raum, der als emotional aufgeladene Atmosphäre erlebt wird. Eine ihrer Metaphern ist die Wolke, ein Gebilde aus Wasserdampf, das sich physisch definieren, aber nicht greifen lässt. Clouded mind nennt man hingegen einen vernebelten, verwirrten Geist. Diesen unklaren Ebenen der Wahrnehmung entsprechend, webt Croft ein wolkiges Bildtextil. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 26.6.2013, Langversion)