Im Oktober wurden die Pläne für die 150 Meter hohen "Danube Flats" am Standort des geschlossenen "Cineplexx Reichsbrücke" in Wien-Donaustadt präsentiert. Von einem "neuen Landmark für Wien" sprachen die Projektentwickler Soravia Group und S+B Gruppe.

Schon kurz darauf formierte sich der Widerstand in Form der "Initiative Kaisermühlen", die vorwiegend aus Bewohnern des Wohnturms von Harry Seidler besteht. Sie führte mannigfaltige Argumente ins Treffen, warum das neue Wohnhochhaus nicht umgesetzt werden dürfe: kein rechtmäßiges Wettbewerbsverfahren, "Anlasswidmung", zuviel Wind und Lärm, falsche Renderings, utopische Begrünungs-Absichten etc.

Info und Diskussion

In der Folge wurden mehrere Informations- und Diskussionsveranstaltungen abgehalten, die aber am grundlegenden Mangel einer Gesprächsbasis zwischen den beiden Lagern nicht viel änderten.

Im April gab der "Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung" eine Stellungnahme zum Bauprojekt ab, die auch per Aussendung veröffentlicht wurde. "Erstmals" habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, sagt Grünen-Planungssprecher Christoph Chorherr, Jury-Mitglied und starker Befürworter des Bauprojekts, im Streitgespräch mit Initiativen-Frontfrau Irmgard Taibl.

Leitbild "zur Kenntnis genommen"

Die Vorstellung des Leitbildes durch die Magistratsabteilung 21 sei vom Fachbeirat "zur Kenntnis genommen" worden, heißt es in der oben erwähnten  Aussendung. Und: "Der hochwertige Standort am Kreuzungspunkt der Verkehrswege sowie die außergewöhnliche landschaftliche Standortqualität legitimieren eine deutliche Verdichtung dieses Bereiches." Jedoch müsse an Höhe und Situierung sowie an Dimension und Zuschnitt des Gebäudes noch gearbeitet werden, machte der Fachbeirat klar. In der weiteren Bearbeitung werde "die Darstellung des Mehrwertes für Stadt und Bevölkerung sowie der Beitrag für die öffentliche Infrastruktur wesentlich sein".

Für die Initiative verhieß diese Stellungnahme ein "Zurück an den Start". Doch die Projektwerber ließen sich davon nicht allzu sehr irritieren. Sie rechnen weiterhin mit einer positiven Erledigung des Widmungsverfahrens und einem möglichen Baubeginn bis Anfang nächsten Jahres.

Anrainer-Befragung läuft

Derzeit sind die Anrainer am Zug: Die Stadt führt derzeit gerade eine Befragung von 4.000 Bewohnern im Umkreis des geplanten Projekts durch. Bis 12. Juli können die betroffenen Haushalte ihre Meinung zum "Gesamteindruck des geplanten Bauvorhabens", zur gewünschten Freiraumgestaltung und auch zur Frage, welche Infrastruktur sie gerne hätten, kundtun. Im städtischen Planungsressort sieht man schon allein mit der Durchführung der Umfrage "eine zentrale Empfehlung des Fachbeirats für Stadtplanung und Stadtgestaltung erfüllt".

Initiativen-Chefin Irmgard Taibl sieht das freilich nicht so. Ihr missfällt, dass die Kosten für die Befragung die Stadt trägt, und dass den Fragebogen "jeder anonym ausfüllen kann - oder auch nicht -, und die Auswertung nicht kontrollierbar ist", wie sie sagt.

Die Ergebnisse der Umfrage werden jedenfalls in die Planungen einfließen, verspricht die MA 21. Die Befragung versteht man dort auch gleichzeitig als Einladung zum "DIALOG Danube Flats" am 19. September, an dem Vertreter der Stadt Wien und der Danube Flats GmbH teilnehmen werden. "Bei dieser Veranstaltung wird das überarbeitete Projekt vorgestellt und berichtet, wie die Ergebnisse der Befragung in den Planungsprozess eingeflossen sind", heißt es in einer Aussendung. Die Bürger sollen dort dann erneut die Möglichkeit haben, zum überarbeiteten Projekt Stellung zu nehmen.

Petition überreicht

Das tun diese freilich auch ohne Einladung. Am gestrigen Dienstag überreichte die Initiative eine Petition, die von 1.111 Bürgerinnen und Bürgern unterstützt wird. Und in dieser werden schwere Geschütze aufgefahren: Politiker und Beamte hätten "hinter verschlossenen Türen an der Planung für das Luxuswohnhochhaus Danube Flats in Kaisermühlen mitgewirkt, wohl wissend, dass die geltenden Bestimmungen das nicht erlauben, kein städtebauliches Leitbild ein derartiges Vorhaben abdeckt", heißt es darin unter anderem.

Das Abgabe-Datum wurde bewusst gewählt: Harry Seidler, der 2006 gestorben ist, hätte gestern seinen 90. Geburtstag gefeiert. (red, derStandard.at, 26.6.2013)