Wo muss ich hin? Die Navigationshilfe von Indoors soll Anwendern von Apps künftig helfen, sich in abgeschlossenen Räumen besser zurechtzufinden.

Foto: indoors

Wie komme ich am schnellsten zu meinem Anschlussflug? Wo kann ich auf dem Weg dorthin eine Zeitung kaufen? Gibt's irgendwo italienisches Essen? Und wo ist die nächste Toilette? Fragen, die sich nach einem anstrengenden Flug stellen und die Flughafen-Leitsysteme oft nicht auf Anhieb beantworten können. Die beiden Unternehmer Bernd Gruber und Markus Krainz wollen dafür sorgen, dass Smartphones die drängendsten Ortsfragen zwischen Check-in, Duty-free-Bereich und Abflugsgate beantworten. Oder dass die elektronischen Begleiter zielgenau zum gewünschten Chipspackerl im Supermarkt führen.

Das Innere von Gebäuden ist, nachdem die Straßen und Außenbereiche durch GPS und allerlei Kartendienste und -apps bereits gut abgedeckt sind, der nächste Raum, den es via Handy zu erobern gilt. Indoor-Navigation heißt das Schlagwort dazu. Apple hat etwa vor wenigen Wochen den Indoornavigationsspezialisten Wifislam gekauft, um diesem Trend zu entsprechen.

Das in Brunn am Gebirge beheimatete Start-up Indoors, 2010 von den beiden damals 22-jährigen Gründern ins Leben gerufen, gilt als einer der zukunftsträchtigsten Anbieter der neuen Navigationstechnik und überzeugte Fördergeld- wie Venture-Capital-Geber. Zuletzt erhielt das Unternehmen die vom Wirtschaftsministerium finanzierte Preseedförderung der Förderbank AWS. Der erste Mitarbeiter wurde 2011 eingestellt, mittlerweile sind es 13. Auch eine Niederlassung an der US-Westküste ist bereits vorhanden.

Innerhalb von Gebäuden, wo man auf kein Netzwerk von GPS-Satelliten zurückgreifen kann, muss man andere Wege gehen, damit sich das Smartphone im Raum verorten kann. Der Ansatz von Indoors ist es, sich nach vorhandenen Signalen im Haus - WLAN, Bluetooth, GSM - zu orientieren, erklärt Bernd Gruber. Darüber hinaus nutzt die Technik, was das Handy an Sensoren hergibt - vom Beschleunigungsmesser über den Kompass bis zum Barometer, um die aktuelle Position zu berechnen.

Signallandkarte erstellen

Bevor man im Haus aufgrund der elektromagnetischen Wellen, die WLAN- Router und Co aussenden, navigieren kann, muss man die Signale erst einmal aufnehmen und zu einer Karte zusammenfügen, anhand derer eine App später eine aktuelle Position berechnen kann.

"Es geht nicht darum, sich mit den Systemen zu verbinden", sagt Gruber. " Es ist nur ein passives Lauschen. Wir stellen fest, dass an diesem Punkt dieses Signal mit dieser Stärke auf diesem Kanal gemessen werden kann." Welches Signal das ist, ob WLAN oder GSM oder ein anderes, sei dann egal, sagt Gruber. Nur: "In einem Bunker ohne Signale geht es gar nicht."

Mehrere dieser Fingerprint-Punkte werden zu einem Cluster, diese zu Metacluster. Aus der Signalstärke, die das Handy dann bei der Navigation empfängt, leitet die Software dann eine Position ab. Reflexionen, Dämpfungen, dicke Wände, Abschirmung durch menschliche Körper, Glas - mit all diesen aus Sicht der Signalverortung schwierigen Umstände muss die Technik zurechtkommen.

Bei einer großen, leeren Halle sei es aber noch komplexer, die Position zu errechnen, als in einem verwinkelten Einkaufszentrum. "Wir bieten eine Genauigkeit von 95 Prozent unter fünf Metern", sagt Gruber. Diese " Signallandkarte" wird dann mit Daten über den architektonischen Raum - also wo Wände, Decken und Türen sind - kombiniert, um sie schließlich in eine Smartphone-Anwendung implementieren zu können. Für eine App zum Life Ball im Wiener Rathaus wurde bereits auf die Technik von Indoors zurückgegriffen. "Das Rathaus selbst hat keine berühmte WLAN-Coverage", sagt Gruber dazu. "Aber es hat ausgereicht."

Gruber möchte mit seinem Unternehmen als Nächstes in den USA stärker Fuß fassen. Außerdem gibt es Gespräche mit Chipherstellern: "Wenn es einen GPS-Chip gibt, warum gibt's dann noch keinen Indoor-Chip?" (pum, DER STANDARD, 26.6.2013)