Die vierte Core-Generation von Intel ist da und präsentiert neue Prozessoren mit dem Codenamen Haswell und zwingend dafür notwendige Mainboards auf Basis des neuen "Sockel 1150". Eifrige PC-Spieler stehen seit der Vorstellung Anfang des Monats vor der Frage: Zahlt sich bei dieser Generation ein Upgrade für Spielen aus? Dieser Artikel analysiert unterschiedliche Ausgangsszenarien und erläutert die sinnvollsten Optionen für Spieler - speziell für jene, die nach zusätzlichen Frames in ihren Spielen lechzen.

Technische Grundlagen

Was steckt genau hinter der vierten Core-Generation von Intel? Dazu muss man zuerst wissen, dass Intel seit Jahren auf das sogenannte Tick/Tock-Entwicklungsmodell setzt. Hierbei erfolgt jedes Jahr eine Verkleinerung der Fertigungstechnologie (Tick), und im darauffolgenden Jahr eine neue bzw. verbesserte Mikroarchitektur (Tock). Bei Haswell handelt es sich um ein Tock und damit genauer gesagt um eine verbesserte Mikroarchitektur mit dem vom Vorgänger bekannten 22-nm-Fertigungsprozess. Wie gewohnt schickt Intel auch dieses Mal wieder die Mainstream-Produkte zuerst auf den Markt, während die High-End-Plattform namens Haswell-E noch bis Ende 2014 auf sich warten lässt. Spieler sollten im Normalfall jedoch ohnehin nur in der Mittelklasse zugreifen, da hier das mit Abstand beste Preis/Leistungsverhältnis beheimatet ist. Außerdem limitiert ein besserer Quadcore um die 200 Euro selbst bei starken Grafikkarten die Framezahl nicht einmal annähernd.

(Tabelle: Der Entwicklungszyklus von Intel-Prozessoren)

Integrierte Grafikeinheit

Doch wo sind hier die großen technischen Fortschritte und nennenswerten Neuerungen vor allem in Bezug auf Gamer zu finden? Die Topmodelle der letzten Core- Generationen verfügen nämlich auf den ersten Blick über die gleichen Eckdaten: Ein CPU-Takt von bis zu 3,50 GHz arbeitet mit insgesamt vier Prozessorkernen, die sich je nach Modell den Workload mittels Hyperthreading sogar auf insgesamt acht Threads aufteilen können. Die Unterschiede liegen hier jedoch vielmehr im Detail und müssen dementsprechend für den eigenen Nutzen abwogen werden. Das trifft speziell auf das Hauptfeature von Haswell zu – die deutlich verbesserte, integrierte Grafikeinheit. Sie beherrscht mittlerweile DirectX 11.1, OpenGL 4.0 und OpenCL 1.2 (für Physikberechnungen) und hat obendrein noch einen schönen Leistungssprung geschafft. Trotzdem werden ausschließlich Gelegenheitsspieler in ausreichender Form mit 3D-Kost versorgt und von Antialiasing und höheren Detailgraden kann auch nicht die Rede sein. Unterm Strich wird das also für keinen ernsthaften Gamer einen Kaufgrund darstellen.

Mehr Leistung für weniger Strom

Nicht viel anders sieht es bei den zusätzlichen Befehlssätzen aus, die Haswell spendiert bekommen hat. Die interessantesten heißen AVX2 und FMA3 und vervollständigen die Fähigkeit des Prozessors, um speziell rechenintensive Vorgänge mit daraufhin optimiertem Code stark zu beschleunigen. Doch abgesehen davon, dass die Unterstützung dieser Instruktionen schon im allgemeinen Softwarebereich sehr selten gesät ist, findet sie bei 3D-Spielen kaum Anwendung und dient so ebenfalls nicht als Argument für ein Upgrade.

Dafür hat Intel natürlich wieder an der Effizienz ihrer Architektur gefeilt und bringt mehr Leistung für weniger Strom. Das verdankt Haswell einigen aufgebohrten Buffern und den mittlerweile in der CPU befindlichen, deutlich stromsparenderen Spannungsreglern (FIVR). Wie sich diese technischen Verbesserungen in der Praxis auswirken und welche Auswirkungen sie auf die Kaufempfehlung haben, klären die folgenden Absätze.

(Tabelle: Core Cache Size/Latency/Bandwith)

Upgrade-Situation 1: Kompletter Neukauf

Beim Neukauf empfiehlt sich in den meisten Fällen, auf die aktuellste Technik zu setzen. Damit bekommt man die maximale Leistung und die neusten Features der aktuellen Generation – wie sinnvoll das in der Praxis ist, sei jetzt mal dahingestellt – und zahlt trotzdem im Endeffekt kaum mehr. Das liegt daran, dass "veraltete" Plattformen selbst nach dem Launch des Nachfolgers auf dem Markt kaum billiger werden, sondern einfach nur auslaufen. Schnäppchen sind hier höchstens am Gebrauchtmarkt zu erzielen. Bezüglich Flexibilität beim Upgrade ist allgemein weniger zu achten, da in der Regel durch das mittlerweile sehr hohe Leistungsniveau gut und gerne zwei bis drei Plattformen übersprungen werden können und dann ohnehin ein neues Mainboard und unter Umständen sogar neuer Arbeitsspeicher fällig wird.

Upgrade-Situation 2: Upgrade von Sandy Bridge und Ivy Bridge

Sandy Bridge und Ivy Bridge, auch zweite und dritte Core-Generation genannt, sind die letzten beiden Mainstream-Plattformen vor Haswell. Wer nach Jänner 2011 zu einem aktuellen Gaming-System gegriffen hat, wird seine Spiele aktuell damit bestreiten. Diese beiden Prozessorgenerationen unterscheiden sich wie eingangs erwähnt jedoch nur durch Feinheiten in der Architektur. Es gibt zwar einen nachvollziehbaren Leistungsanstieg zwischen den einzelnen Generationen, doch selbst reine CPU-Benchmarks wie etwa Cinebench zeigen nur von maximal 10 Prozent. Spiele profitieren noch deutlich weniger von den Optimierungen, weshalb ein Upgrade keinesfalls ratsam ist.

(Tabelle: Benchmarks für Sandy, Ivy und Haswell)

Upgrade-Situation 3: Upgrade eines älteren Systems

Wer sich vor 2011 einen neuen Spielerechner zugelegt hat und mit den Frameraten nicht zufrieden ist, sollte zuerst einmal abwägen, ob die CPU überhaupt ein Grafikkarten-Upgrade möglich macht. Die stärkste Grafikkarte kann ihre Stärke bekanntlich nur in Kombination mit einem potenten Hauptprozessor ausspielen. So macht es beispielsweise nur wenig Sinn, das neueste Grafikwunder in einen veralteten PC einzubauen. Folgende Tabelle zeigt Ihnen, welche Zusammenarbeit auch wirklich sinnvoll ist. (Hinweis: Gelb und rot hinterlegte Kombinationen deuten keineswegs auf Inkompatibilitäten hin, sondern sollen lediglich eine unausgewogene Balance zwischen Prozessor und Grafikkarte aufzeigen.)

(Tabelle: Aktualisierte Kompatibilitätsübersicht mit neuen Prozessoren und Grafikkarten)

Sollte der eingebaute Prozessor nicht mit der angepeilten Grafikkarte zurechtkommen oder wegen Altersschwäche sogar überhaupt nicht mehr darin auftauchen, dann wird der Kauf eines neuen Systems nicht mehr umgangen werden können. Vielleicht muss auch nicht alles neu gekauft werden, nicht selten findet der DDR3-Arbeitsspeicher (er muss in der Spezifikation unter 1,65 Volt haben) oder das Netzteil noch Verwendung. Nur die damaligen Preis-/Leistungsknaller "Core 2 Duo" und "Core 2 Quad", sowie noch ältere Modelle müssen wirklich komplett ausgetauscht werden.

Fazit

In modernen Spielen sollte beim Kauf der Fokus in erster Linie auf eine potente Grafikkarte gelegt werden. Die CPU darf dabei nicht ausbremsen, hierfür reicht aber immer noch ein besserer Quadcore ab der zweiten Core-Generation (Sandy Bridge) vollkommen aus. Wer mit seinem deutlich älteren System mehr Rechenleistung für eine aktuelle Grafikkarte benötigt, darf dafür bedenkenlos bei Haswell zugreifen. Genauer gesagt empfiehlt sich für Spieler speziell der Core i5-4670K, der derzeit das Modell mit dem besten Preis/Leistungsverhältnis ist. (Matthias Zronek, Zacharias Zair, derStandard.at, 25.6.2013)

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