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1938 kaufte Hitlers Privatsekretär Martin Bormann das Geburtshaus des " Führers", davon zeugen heute noch die Initialen "MB" an der Eingangstür. Im Jahr 1952 wurde das historisch belastete Gebäude im Rahmen eines Rückstellungsvergleichs der früheren Eigentümerfamilie wieder zurückgegeben.

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Linz - Für den Umgang mit solchen Gebäuden gibt es keine Regeln: Was tut man als Stadt mit einem denkmalgeschützten Haus in bester Lage, in dem rein zufällig am 20. April 1889 Adolf Hitler das Licht der Welt erblickte? Seit vor über einem Jahr die Lebenshilfe aus dem Haus mit der Adresse "Salzburger Vorstadt 15" auszog, ist das Problem in der Grenzstadt am Inn präsenter denn je und die Frage einer adäquaten Nachnutzung ein entsprechend heißes Kommunal-Eisen.

Doch nach einer Vielzahl durchaus umstrittener bis kurioser Ideen - vom Wohnprojekt über ein "Haus der Verantwortung" bis hin zu einer Geburtenstation - scheint jetzt eine konkrete Lösung so greifbar nahe wie schon lange nicht mehr. Künftig wird das Gebäude mit der dunklen Geschichte (Hitler lebte drei Jahre in dem Haus) wohl einen sozial- karitativen Anstrich bekommen: Die Gespräche zwischen der oberösterreichischen Volkshilfe und der Volkshochschule mit dem Innenministerium - der Standard berichtete - sind so weit gediehen, dass beide Einrichtungen jetzt ein entsprechendes Nutzungskonzept vorlegt haben. Mit einer konkreten Entscheidung ist bereits im Spätsommer zu rechnen.

Bauliche Maßnahmen

"Wir sind auf alle Fälle an einer Nutzung des Gebäudes interessiert, da wir mittelfristig in Braunau für unser Bezirksbüro Räumlichkeiten suchen. Die Gespräche mit allen Beteiligten verlaufen durchaus positiv", erläutert Volkshilfe-Geschäftsführer Karl Osterberger im Standard- Gespräch. Geplant sind vonseiten der Volkshilfe, laut Nutzungskonzept, ausschließlich Büroräume.

Die Volkshochschule hingegen plant in den oberen Stockwerken Schulungs- und Veranstaltungsräume. "Dafür braucht es auch bauliche Veränderungen, etwa einen Lift und eine behindertengerechte Ausstattung", so Dieter Daume, Geschäftsführer der Volkshochschule Oberösterreich. Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher (VP) ist mittlerweile von seinen Wohnungsplänen, für die das Stadtoberhaupt international gescholten wurde, abgerückt und sieht eine soziale Lösung in greifbarer Nähe: "Es schaut gut aus. Alles hängt aber letztlich vom Willen der Hausbesitzerin ab."

Das Gebäude befindet sich im Privatbesitz einer Braunauerin, Hauptmieter ist seit frühen Kreisky-Zeiten das Innenministerium, Untermieter die Stadt Braunau. Auch im Innenministerium bestätigt man auf Anfrage die fortgeschrittenen Gespräche, gibt sich aber betont vorsichtig. "Wir schauen uns das jetzt in aller Ruhe an. Wir haben keinen Zeitdruck, da mit dem Innenministerium als Hauptmieter gewährleistet ist, dass in dem Gebäude nichts Unrechtes passiert", erklärt Sprecher Karl-Heinz Grundböck. Geplant sei aber, dass das Ministerium weiter Hauptmieter der heiklen Immobilie bleibt. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 25.6.2013)