Nicht Hongkong, sondern China hat nach Informationen der "New York Times" am Ende über die Ausreise des früheren US-Geheimdienstzuarbeiters Edward Snowden aus Hongkong entschieden. Peking habe sich damit aus der Zwickmühle befreien wollen, das Verhältnis zu den USA nicht zu sehr zu belasten und gleichzeitig den Informanten nicht an die Amerikaner auszuliefern, schreibt das Blatt unter Berufung auf ungenannte Experten.

Snowden hat die weltumspannende Ausforschung des Internets und der Telekommunikation durch amerikanische und britische Geheimdienste öffentlich gemacht. Die USA wollen ihn dafür wegen Geheimnisverrats vor Gericht bringen. Hongkong ließ Snowden aber am Sonntag nach Moskau ausreisen. Einen Antrag der USA, den US-Bürger festzunehmen, wies Hongkong wegen Formfehlern zurück. Snowden versucht nun, über einen Asylantrag in Ecuador Schutz vor der Strafverfolgung zu finden.

Sympathien

In China genieße der 30-Jährige große Sympathien, weil er die Doppelzüngigkeit der USA aufzeige, die China der Datenspionage bezichtigen. Wichtiger seien China aber langfristig die Beziehungen zu den USA, sagte ein Informant der "New York Times". Mitarbeiter westlicher Geheimdienste sagten der Zeitung, die Chinesen hätten wahrscheinlich die Daten von vier Laptops kopiert, die Snowden nach Hongkong mitgebracht habe.

Der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom erklärte unterdessen, dass die Deutschlands Nachrichtendienste bereits seit längerem über das Ausspähen von Internet- und Telefonverbindungen durch Geheimdienste der USA und Großbritanniens Bescheid wüssten. Dem Computerexperten Snowden riet Schmidt-Eenboom von einem Exil in Ecuador ab. Snowden wäre in China sicherer gewesen, wo ihn die dortigen Geheimdienste hätten schützen können. Auf dem amerikanischen Kontinent müsse Snowden hingegen damit rechnen, von den USA entführt zu werden, so der Experte. (APA, 24.6. 2013)