San Francisco (Kalifornien) – Der US-Amerikaner Nik Wallenda hat als erster Mensch auf einem Hochseil den Grand Canyon überquert. Er legte die 425 Meter lange Strecke am Sonntagabend (Ortszeit) in schwindelnder Höhe in knapp 23 Minuten zurück. Der 34-jährige Hochseilartist war bei der Aktion nicht gesichert. Bei einem Sturz hätte er 457 Meter tief in die Schlucht des Little Colorado River fallen können.

Auf einem fünf Zentimeter dicken Drahtseil überquerte der Hochseilartist eine Seitenschlucht des berühmten US-Naturwunders. Starke Winde hätten ihm zu schaffen gemacht, sagte der Extrem-Akrobat nach dem spektakulären Lauf. Der tiefgläubige Familienvater sprach bei der Überquerung pausenlos Gebete. Mit seinem Vater war er über ein Mikrofon verbunden. Am Körper trug er Kameras, die schwindelerregende Bilder von der Schlucht zeigten. Der erste Blick in den Abgrund war "atemberaubend", sagte er später auf festem Grund.

Schwankungen durch starke Windböen

Wallenda zeigte sich beeindruckt von den Böen, die nach seinen Worten bis zu 56 Stundenkilometer erreichten. Zweimal hielt Wallenda auf dem Seil an und kniete kurz nieder, um auf diese Weise stärkere Schwankungen des Seils zu bremsen. Nach den ursprünglichen Planungen wollte Wallenda unterwegs live Fragen von Journalisten beantworten. Dies unterblieb jedoch angesichts starker Windböen.

Nach einem gleichmäßigen, konzentrierten Balanceakt legte er die letzten Meter in schnellen Schritten zurück. Am Ziel angekommen fiel er zu Boden und küsste die Erde. Wallenda wurde von seiner Frau, die ebenfalls Artistin ist, sowie den gemeinsamen Kindern in Empfang genommen.

Das Spektakel auf dem Gelände eines Navajo-Indianerreservats im US-Staat Arizona wurde vom Discovery Network live in viele Länder übertragen. Der in Florida lebende Akrobat, der zur siebten Generation der Artistenfamilie "Flying Wallendas" gehört, wollte mit dem riskanten Lauf seinen Urgroßvater Karl Wallenda ehren. Der gebürtige Magdeburger war 1978 im Alter von 73 Jahren von einem Hochseil zu Tode gestürzt.

Wallenda Jr. hat vor dem Grand-Canyon-Stunt bereits sieben Weltrekorde aufgestellt, darunter den längsten Lauf über einen Wasserfall. Im Juni 2012 überquerte er die US-kanadischen Niagarafälle an ihrer gefährlichsten Stelle. Damals war er allerdings durch einem Gurt gesichert. Der übertragende Sender ABC hatte dies verlangt. (APA, 24.6.2013)