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In seiner sechsten Saison in Europa geht Linz-Neuzugang Brad Moran (34) erstmals in der EBEL auf Punktejagd.

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Seit Mike Ouellette (30) im Jahr 2009 in die EBEL kam, hat nur ein einziger Spieler in der Liga mehr Punkte gesammelt als er: Sein neuer Teamkollege bei den Capitals, Benoît Gratton.

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13 Jahre im Ausland waren genug: Thomas Pöck (31) kehrte in diesem Sommer in seine Heimatstadt zurück und verteidigt fortan für den KAC.

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Die "Silly Season" ist in vollem Gange, bei den Klubs der Erste Bank Eishockey Liga herrscht das übliche Kommen und Gehen. Im Gleichklang bewegen sich die österreichischen Teams dabei jedoch nicht: Während der entthronte Champion von 2012 aus Linz seine Personalplanung bereits abgeschlossen hat, kann der Millionenklub aus Salzburg noch keine einzige Neuverpflichtung verzeichnen. Ein kommentierter Überblick über die bisherigen und bevorstehenden Transferaktivitäten der einzelnen Vereine.

HC Innsbruck

Der abgeschlagene Tabellenletzte des Vorjahres, der nur zehn seiner 54 Spiele gewinnen konnte, wird auch im kommenden Jahr am selbst propagierten aber wenig erfolgversprechenden "Tiroler Weg" festhalten. Mit Ausnahme vom nunmehrigen Backup-Torhüter Patrick Machreich sind alle im Kader stehenden Österreicher in Tirol geboren. Legionäre haben die Haie aktuell erst fünf unter Vertrag, dennoch ist im Bereich der Imports bereits eine maßgebliche Steigerung der Qualität zu attestieren: Goalie Adam Munro bilanzierte in seiner bisherigen EBEL-Karriere (39 Siege, 40 Niederlagen bei Fehérvár) nahezu ausgeglichen, US-Stürmer Luke Salazar wird, sofern von seinem Center richtig eingesetzt, viel Schwung ins Spiel bringen. Offensiv hat man zwar die beiden Topscorer Lemieux und Fox verloren, die Donati-Zwillinge sollten, sofern fokussiert und motiviert, diesen Verlust jedoch mehr als aufwiegen.

Wie weit sich die wackelige Defensive (2012/13 fast 4,7 Gegentore pro Spiel) stabilisieren lässt, wird von der Besetzung der noch offenen Legionärsplätze abhängen. Insgesamt hat sich Innsbruck bisher gut verstärkt, um langfristig ernsthafte Play-Off-Ambitionen zu entwickeln, muss sich der Klub jedoch auch für einheimische Spieler aus anderen Bundesländern öffnen.

Dornbirner EC

Mit seiner Premierensaison in der EBEL konnte der einzige Vertreter Vorarlbergs recht zufrieden sein, allerdings wurde auch sehr deutlich, wie weit Dornbirn in Sachen Qualität noch vom Mittelfeld oder gar der Spitze entfernt ist: Gegen die Top acht der Tabelle wurden nur fünf von 36 Partien gewonnen. Das Spiel der Bulldogs war höchstgradig vom Leistungsvermögen der Importspieler abhängig, dementsprechend schwebt über der "Silly Season" die Prämisse, mehr qualitativ adäquate österreichische Cracks ins Ländle zu locken. Einerseits wurden etablierte Spieler wie Mairitsch, Grabher-Meier und Oraze verpflichtet (insgesamt knapp 1.500 EBEL-Spiele an Erfahrung), andererseits sollen sich ab Mitte August weitere Einheimische über ein Try-Out-Camp für den Kader empfehlen.

Mit Italiens Nationalteamgoalie Adam Dennis wird Dornbirn im Tor stabiler, im Angriff konnte Ligatopscorer Luciano Aquino gehalten werden. Insgesamt stehen aktuell sieben Legionäre unter Vertrag, drei bis fünf weitere werden noch kommen. Entscheidend wird dabei sein, einen klassischen Defensivverteidiger und einen eindimensionalen Goalgetter für die Verwertung der Zuspiele von Aquino und Jarrett zu finden.

Graz 99ers

Offiziell bestätigt haben die Steirer erst fünf Neuzugänge, hinter den Kulissen ist die Personalplanung für das kommende Spieljahr aber bereits weiter fortgeschritten. Der Abgang von Matthias Iberer, zuletzt zwei Mal in Serie punktebester Österreicher im Kader, wird am ausgedünnten Markt einheimischer Spieler nicht zu kompensieren sein. Speziell der Erfolg des Offensivspiels wird also einmal mehr sehr stark von den Performances der Legionäre abhängen, es ist davon auszugehen, dass nur ein rot-weiß-roter Crack (Manuel Ganahl oder Daniel Woger) in einer der ersten drei Linien Platz findet.

Noch zu besetzen ist die Position des Stammtorhüters, gelingt dabei ein Glücksgriff, wird Graz seinen ohnehin niedrigen Gegentorschnitt (2012/13 mit weniger als drei pro Spiel der fünftbeste der Liga) weiter senken. Während die Legionärsplätze in der Abwehr durch die Bank an solide bis überdurchschnittliche Spieler vergeben wurden (bzw. werden), fehlt im Angriff noch zumindest ein kreativer Mittelstürmer von gehobenem Niveau. Treffen die 99ers im weiteren Verlauf der Transferzeit die richtigen Entscheidungen, werden sie über ein stärkeres Team als im Vorjahr verfügen.

Villacher SV

Die Verwandlung Villachs vom physisch geprägten zum spielerisch orientierten Team ohne große taktische Zwänge wird sich auch im zweiten Jahr unter Hannu Järvenpää fortsetzen. Mit Brock McBride wurde ein weiterer kleiner, flinker und eher technisch veranlagter Stürmer geholt. Die körperliche Komponente im Angriff beschränkt sich nahezu auf die beiden Neuzugänge Curtis Fraser und Michael Forney, letzterer verfügt über das Potenzial zum Publikumsliebling an der Drau. Goalie Lamoureux konnte gehalten werden, auf der Backup-Position erwuchs Höneckl mit dem jungen Lukas Herzog ein ernsthafter Herausforderer.

Schwachpunkt der Personalplanung ist die Mittelstürmer-Position in den beiden hinteren Reihen, hier wird man vermutlich wieder auf Routiniers wie Peintner oder Pewal setzen, die anderswo besser zur Entfaltung kämen. Ein Fragezeichen bleibt auch die Abwehr, wo sich der VSV, obwohl er im Vorjahr die meisten Gegentreffer aller acht Play-Off-Teams kassierte (3,1 pro Spiel), nicht wesentlich verstärkt hat. Nicht unwahrscheinlich, dass bis zum Saisonbeginn noch ein Legionär für die Verteidigung geholt wird.

EC Salzburg

Nach dem Ende der Ära Pierre Pagé baut der Millionenklub sein Team völlig um, bisher wurde jedoch noch kein einziger Neuzugang vorgestellt. Aus der Heerschar an Imports im letztjährigen Kader stehen nur noch Luka Gračnar und Ryan Duncan unter Vertrag, bei beiden könnte sich in den kommenden Wochen jedoch noch ein Transfer ergeben.

Während der Stamm an österreichischen Spielern gehalten wurde, wird Neo-Coach Jackson fast alle Legionärsplätze neu vergeben, anders als sein Vorgänger dürfte er jedoch in klarer abgegrenzten Dimensionen planen und wird mit deutlich weniger "Testpiloten" auskommen. Zu erwarten sind die Verpflichtungen von acht bis zehn weiteren Imports, erst danach lässt sich Salzburgs Transferpolitik dieses Sommers richtig einschätzen. Gänzlich offen ist noch die Torhüterfrage: Draftchancen und Auslandsangebote für Gračnar, laufende Verhandlungen mit Brückler.

EHC Linz

Der Meister von 2012 hat als einziges der acht österreichischen Teams seine Personalplanung bereits abgeschlossen. Im Sturm gelangen die bemerkenswerten Verpflichtungen von Brad Moran und Jason Ulmer, die den Verlust von Ouellette und Irmen zumindest kompensieren werden. Insgesamt hat Rob Daum sechs Stürmer abgegeben und nur vier geholt, qualitativ hat sich Linz damit jedoch nicht verschlechtert.

In der Abwehr hat man an den sechs Stammpositionen überhaupt keine Änderung vorgenommen, das Vertrauen in bewährte Kräfte bedeutet gleichzeitig jedoch auch, dass man sich defensiv nicht verbessert hat. Zwischen den Pfosten geht Neuzugang Mike Ouzas erstmals als klar deklarierte Nummer eins in eine EBEL-Saison. Dass er auch über längere Zeiträume hinweg konstant auf hohem Niveau spielen kann, muss er bei den Black Wings erst unter Beweis stellen - kleiner Risikofaktor.

Vienna Capitals

Der Dominator des letztjährigen Grunddurchgangs hat gut ein Viertel seiner Stammkräfte ausgetauscht und im Zuge dessen auch seine Personalkosten leicht gesenkt. Mit der Achse Weinhandl, Lakos und Pinter hat man drei österreichische Spieler abgegeben, die in ihren jeweiligen Rollen zu den besseren ihres Fachs gehören. Verpflichtet wurden im Gegenzug mit Hartl und Puschnik nur zwei einheimische Akteure, die ihr tatsächliches EBEL-Format erst beweisen müssen. Durchaus mutig, gleichzeitig aber auch angebracht ist der Schritt der Capitals, mit U20-Teamgoalie David Kickert als Backup ins neue Spieljahr zu gehen.

Schlüsselverpflichtung des Vizemeisters ist Center Mike Ouellette, der in den letzten vier Jahren bei drei verschiedenen EBEL-Klubs fast genau einen Scorerpunkt pro Spiel sammelte. Speziell im Powerplay, in der abgelaufenen Saison einer der vordergründigen Schwachpunkte der Capitals, kommt dem Kanadier große Bedeutung zu. In der Offensive ist Wiens Personalplanung (sieben Imports, sieben Österreicher, zwei Juniors) vorerst abgeschlossen, in der Abwehr deutet alles darauf hin, dass - zumindest auf Try-Out-Basis - noch ein Legionär verpflichtet wird.

Klagenfurter AC

Nach der erfüllten "Mission 30" geht der Rekordmeister recht entspannt in die kommende Saison, was sich auch am bisherigen Verhalten am Transfermarkt bemerkbar macht: Drei Imports (Chiodo, Zanoški, Doell) haben den KAC verlassen, kein einziger wurde geholt. Beim eng an der Punkteobergrenze agierenden Titelverteidiger stehen die größten Fragezeichnen hinter den Langzeitausfällen Hager, Ratz und Kirisits, auch die Zukunft von Martin Schumnig (Vertrag in Klagenfurt, aber Nordamerika-Ambitionen) scheint noch offen. Müssen die Rotjacken auf die Mehrheit dieses Quartetts verzichten, werden sie zweifelsfrei noch nachrüsten.

Bisher stehen erst zwei Neuzugänge fest: Heimkehrer Thomas Pöck sollte sich ohne größere Probleme als einer der stärksten Verteidiger der Liga etablieren, Fabian Weinhandl wird gemeinsam mit René Swette ein spannendes Torhüterduo bilden - im Übrigen das einzige rein-österreichische in der EBEL. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 23.06.2013)