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n Griechenland übernehme die Kirche in der Krise gewissermaßen die Rolle einer Mutter, in dem sie die Familie - die Gesellschaft - zusammenhalte, meint das Oberhaupt der halbautonomen orthodoxen Kirche von Kreta, Erzbischof Irenaios.

Foto: Reuters/Behrakis Yannis

Heraklion - Für den Ausbruch der Krise in Griechenland gibt es viele Erklärungsansätze. Einige Geistliche, darunter auch der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios (Kardamakis), glauben an einen direkten Zusammenhang zwischen der Wirtschaftskrise und der "ethischen oder geistigen Krise". Arsenios, ähnlich wie einige seiner Kollegen, beklagt das Fehlen von Werten in der Gesellschaft. Die Aufgabe der Kirche während der Krise sei es, die "Leute zusammenzuhalten".

Übel der materiellen Ziele

Für Pater Titos, Vertreter der orthodoxen Kirche auf der Mittelmeerinsel Kreta ist die "Krise der Spiritualität" als Auslöser der globalen Finanzkrise zu bezeichnen. Die Menschen hätten sich von schon lange "gewissen Grundregeln entfernt", würden nur mehr materielle Ziele verfolgen und keine Werte mehr vertreten.

Auch Arsenios kritisiert, dass in der heutigen Gesellschaft Egoismus und Materialität als oberstes Gebot gälten. Solidarität spiele nur mehr eine untergeordnete Rolle. Die Rolle der Kirche in der Krise bewertet der Metropolit deshalb als "sehr groß und wichtig". Sie begleite die Menschen so gut wie möglich und sei für die "Einheit des Volkes" verantwortlich.

Kirche will Mutter sein

In Griechenland übernehme die Kirche in der Krise gewissermaßen die Rolle einer Mutter, in dem sie die Familie - die Gesellschaft - zusammenhalte, meint auch das Oberhaupt der halbautonomen orthodoxen Kirche von Kreta, Erzbischof Irenaios. "Wir zeigen den Notleidenden, dass sie nicht alleine sind und spenden ihnen Trost", so Irenaios. Deutlich spürbar sei gewesen, dass in der Krise mehr Menschen "Hoffnung in der Kirche" suchten.

Viele der Diözesen in Kreta betreiben deshalb Suppenküchen, Alten-, Kinder- und Waisenheime oder verteilen Lebensmittel an Bedürftige. Während der vergangenen Jahre sei die Nachfrage jedenfalls gestiegen, wird fast überall berichtet. Das bestätigte auch Metropolit Nektarios von Neapolos. Es gebe "deutlich mehr soziale Dramen".

Türkei in EU willkommengeheißen

Obwohl auch die Priester selbst unter den drastischen Sparauflagen der Regierung leiden - einer der Geistlichen spricht von einem Lohnrückgang von 70 Prozent innerhalb der vergangenen drei Jahre - versuchen die Religionsvertreter, der Situation etwas Positives abzugewinnen. Die Krise habe geholfen, aufmerksamer zu sein und bewusst auf ein besseres Leben hinzuarbeiten, so der Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa. Nektarios wiederum verweist auf die Geschichte Griechenlands und die "besondere Mentalität, die Hoffnung nie aufzugeben". Das Volk habe viele Krisen gehabt und es immer wieder geschafft, darüber hinwegzukommen.

Um die derzeitige Krise zu überwinden, muss Europa nach Worten des Metropoliten von Austria zu seinen "christlichen Werten, zu den christlichen Wurzeln zurückkehren". Denn Europa ohne Christentum könne nicht existieren, "Europa ohne christliche Identität kann für mich nicht lange existieren", betont Arsenios. Gefragt nach der muslimisch geprägten Türkei sagt der Grieche, dass er mit einem EU-Beitritt kein Problem habe, so lange sich das Land "mit der Welt Europas" einverstanden zeige und die "christlichen Wurzeln und Identität" respektiere. (APA, 23.6.2013)