Italiens größte Investmentbank, Mediobanca, will ihre Beteiligung beim Versicherer Generali von 13,2 Prozent bis 2016 auf zehn Prozent abbauen. Aber nicht nur bei Generali, dessen größter Aktionär Mediobanca bislang war, auch bei anderen Unternehmen - von Telecom Italia über Pirelli bis zum Verlag Rizzoli-Corriere della Sera - will Mediobanca das Engagement verringern oder ganz aussteigen. Insgesamt sollen bis 2016 die Beteiligungen von derzeit vier Milliarden Euro halbiert werden.

Für Mediobanca bedeutet dies eine Revolution. Denn die vom sizilianischen Banker Enrico Cuccia nach dem Krieg gegründete Bank hat vor allem durch ihre Industriebeteiligungen, durch den sogenannten " salotto buono" (den guten Salon) von sich reden gemacht. In den 1980er- und 90er-Jahren sanierte die Bank zahlreiche italienische Großunternehmen, von Fiat über Pirelli bis zur Montedison.

Nun vollzieht Bankchef Alberto Nagel eine abrupte Trendwende. Industriebeteiligungen werden nicht mehr als strategisch angesehen. Den Erlös aus dem Verkauf will er vor allem ins Kerngeschäft, den Bankensektor, investieren. Die Kernkapitalquote soll bis 2016 von derzeit elf auf zwölf Prozent, die Eigenkapitalquote von zehn auf elf Prozent zunehmen. "Wir benötigen auch in Zukunft keine Kapitalerhöhung" versicherte der Bankchef. Bis 2016 soll wieder Gewinn geschrieben werden. Die Wertberichtigung bei zahlreichen Beteiligungen wird dazu führen, dass die Bank im Geschäftsjahr 2012/13 einen Verlust von erwartet 200 Millionen Euro schreibt. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 22.6.2013)