Angesichts der demografischen Entwicklung stimmen die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse eines mehrjährigen Programms des Instituts für Arbeitsfähigkeit optimistisch. Das Institut selbst wurde vor kurzem gegründet und unterstützt Unternehmen und Institutionen, Arbeitsfähigkeit zu fördern und wiederherzustellen, mit dem Ziel, die Produktivität in österreichischen Unternehmen nachhaltig zu sichern.

In dem mehr als vierjährigen Programm, das im Auftrag von PVA und AUVA durchgeführt worden ist, konnte bei 7300 befragten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen (von insgesamt 12.000 Teilnehmern) die Arbeitsfähigkeit deutlich verbessert werden, heißt es. 20 Pilotunternehmen nahmen an diesem ersten Projekt teil. Ausgesucht wurden dafür Unternehmen aus der Baubranche, dem Gesundheitswesen, dem Metallgewerbe und der Metallindustrie, aus Verkehr, Handel und anderen Produktionsbereichen, die aufgrund ihrer belastenden Arbeitsanforderungen Berufsunfähigkeit wahrscheinlicher machen.

"Verjüngende Maßnahmen"

Inhaltlich stellte man sich im Rahmen des Programms die Fragen, welche Maßnahmen und Haltungen in einer Organisation notwendig sind, um die Arbeitsfähigkeit auch älterer Menschen hochzuhalten bzw. zu steigern. Die Wirkung der jeweils gesetzten Maßnahmen wurden durch Befragungen der teilnehmenden Personen überprüft. Mit einem, wie es heißt "unerwartet klaren Resümee: Arbeitsfähigkeit sichern und verlängern hat den gleichen Effekt wie eine Verjüngung des Mitarbeiterstabs." Die Arbeitsfähigkeit selbst wurde mit dem sogenannten Arbeitsbewältigungsindex gemessen: Demnach sind sieben Punkte als maximal kritischer Wert zu sehen, 49 Punkte als bester Wert für Arbeitsbewältigungsfähigkeit.

Durch bestimmte Maßnahmen konnten die befragten Teilnehmer - in Lebensjahren gemessen - "um fünf Jahre verjüngt" werden, so ein zentrales Ergebnis. Auch das durchschnittliche Pensionsantrittsalter sei in einigen der Pilotbetriebe angestiegen. Als Beispiele für Maßnahmen werden unter anderem "Führungskräftetrainings zu lebensphasengerechtem Fördern von Arbeitsfähigkeit" genannt, oder "Bewusstseinsbildung dafür, dass Ältere beispielsweise komplexere Anforderungen brauchen, während die physische Kraft eher abnimmt".

Es wurden Maßnahmen in der allgemeinen Arbeitsorganisation gesetzt. Zum Beispiel gab es Arbeitszeitverkürzung für Ältere oder eine Reduktion der Überstunden durch intelligentere Dienstplangestaltung und vieles mehr. Insgesamt konnten mehrheitlich positive Wirkungen erzielt werden, die rund 85 Prozent der Pilotbetriebe betrafen. Einige Beispiele:

  • Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zwischen 45 und 59 Jahren hatten am Ende des Programms einen durchschnittlich höheren Arbeitsfähigkeitswert als zu Beginn, wonach für Unternehmen auch ein längerer aktiver Verbleib der Mitarbeiter zu erwarten sein könnte.
  • Die höchste Steigerung der Arbeitsfähigkeitswerte zeigte sich bei Mitarbeitern ohne Führungsfunktion. Allerdings seien die Arbeitsfähigkeitswerte bei den Jüngsten, den Lehrlingen, aber auch bei Personen in unsicheren Arbeitsverhältnissen (Leiharbeit oder atypische Beschäftigungsverhältnisse) nach vier Jahren allerdings verschlechtert. Den Grund dafür sehen die Programmleiter in der Wahrnehmung des Programms als "Hinweis für verstärkten Druck".
  • Mitarbeiter, die mehr als 15 Überstunden wöchentlich und dauerhaft leisten müssen, verlieren deutlich an Arbeitsfähigkeit.

Überzeugte Führungskräfte und gezielte Maßnahmen sind eine ideale Kombination für mehr Wirksamkeit. Dort, wo die Überzeugung der Führungskräfte am höchsten war und die innerbetriebliche Kooperation am besten, konnte die Arbeitsfähigkeit auch am meisten gesteigert werden. Kultur und effiziente Arbeitsorganisationen sind ebenfalls Treiber. (Heidi-Atsuko Aichinger, DER STANDARD, 22./23.6.2013)