Kreuzfahrten für Liebhaber von klassischer Musik, für Weinkenner und Gourmets, für Singles oder Familien gibt es wie Sand am Meer. Selbst ein schwimmender "Musikantenstadl" überrascht auf den Ozeanen schon lange keinen mehr.
Jetzt gibt es aber auch eine Kreuzfahrt für Menschen, die von alledem nichts mehr mitbekommen und nur noch friedlich schlummernd in einer Urne auf ihren letzten Ruheplatz warten: My Final Cruise.
Das kanadische Unternehmen vermutet in Seebestattungen eine Marktlücke und bietet Bestattungsfahrten auf Kreuzfahrtschiffen an. Eingeäschert und in einer biologisch abbaubaren Urne verstaut, fahren die Passagiere hinaus aufs Meer und erhalten dort an zuvor festgelegten Plätzen eine Seebestattung. My Final Cruise hat selbst eine breite Palette an Urnen in verschiedenen Pastelltönen, versehen mit einem Umweltverträglichkeitszertifikat, das Bedingung für eine Seebestattung ist.
Die entsprechende Kreuzfahrt können Angehörige selber buchen oder von My Final Cruise fix und fertig buchen lassen, ganz hartgesottene können ihre Begräbnisfahrt aber auch schon im Vorhinein buchen.
Ein Platz am Meeresgrund
Ob es überhaupt am gewünschten Ort gestattet ist, die Asche im Meer zu versenken, wird beim Komplettpaket von My Final Cruise überprüft. Wer selber bucht, muss sich auch selber darum kümmern, eine Erlaubnis für die Bestattung zu bekommen. Die weitere Organisation übernimmt My Final Cruise.
Wann die Bestattung stattfindet, hängt von der Route des Schiffs ab. Wer eine Kreuzfahrtreise bucht, die von einem Hafen zum nächsten führt, kann sich beispielsweise nur in der Nacht bestatten lassen, wenn das Schiff weit genug vom Land entfernt ist. Zwölf Seemeilen beträgt der Mindestabstand vom Festland, ab dem Urnen ins Meer gelassen werden können.
Das Unternehmen betont, kein Bestattungsunternehmen zu sein und also auch nicht die Zeremonie zu leiten. Man sei nur für den rechtlichen Ablauf und die Sicherheit der Trauergäste zuständig. Wer letztendlich die Urne dem Wasser zuführt, bleibt jedem selbst überlassen, ebenso kann jeder selbst entscheiden, ob er einen Pfarrer dabeihaben will oder nicht.
Ein digitales Grab auf Google Maps
Wenn die Urne erst einmal im Wasser ist, dauert es einige Wochen, bis das Material zerfallen und verschwunden ist. Allerdings bleibt den Hinterbliebenen ein Geo-Tag, mit dem sie jederzeit den Verstorbenen beispielsweise via Google Maps besuchen können. Dort steckt nämlich ab dem Zeitpunkt der Bestattung ein digitales Fähnchen mit Informationen über den Toten. Entweder ist darauf nur die individuelle Registriernummer vermerkt oder konkrete Angaben zur Person - ganz nach Wunsch. Im Moment gibt es auf der Homepage zwei Fähnchen als Beispiele dafür, wie so ein Grab aussehen könnte.
Die Organisation durch My Final Cruise kostet 100 Dollar (rund 76 Euro). Beim Kauf einer Urne fallen diese Gebühren weg. Dafür übernimmt das Unternehmen die Überprüfung, ob auf der Reiseroute eine Seebestattung möglich ist, sämtliche notwendigen Amtswege, man bekommt ein Fähnchen an der Bestattungsstelle sowie einen Nachruf. Wären dann nur noch die Kosten für die Kreuzfahrt zu bezahlen. (red, derStandard.at, 27.6.2013)