Wien - Den Befürwortern geht es in erster Linie um die Erhaltung der Würde und Selbstbestimmung. Ganz besonders wenn Schmerz und Krankheit den Lebenswillen erodieren und es keine Aussicht auf Heilung gibt. Die Gegner sehen in der modernen Medizin die Möglichkeit, das nahende Lebensende weitgehend schmerz- und angstfrei erleben zu können - ohne dass dem von außen ein Ende gesetzt werden muss.

Gesetzliche Verankerung

Beide Denkrichtungen kämpfen erbittert um mehr Zeit. Einige Länder haben sich gerade wieder auf den Weg gemacht, definitive Lösungen für diese heikle Frage in Gesetzen zu verankern. Die kanadische Provinz Quebec verkündete jüngst, Suizidhilfe legalisieren zu wollen, in Berlin wurde dagegen ein entsprechender Entwurf vom Senat kurzfristig wieder zurückgezogen.

Auch Großbritannien hat das Thema im Mai wieder aufgebracht, die Schweiz ist nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte dazu aufgerufen, Klarheit in ihrer schwammigen Gesetzeslage zu schaffen. In Österreich hat die ÖVP Anfang Juni einen Antrag verfasst, ein Verbot der Sterbehilfe in der Verfassung zu verankern. Anderes ist nicht zu erwarten - alle Parteien einigten sich bereits 2001 auf ein solches Nein.

Streit über Grenzen der Palliativmedizin

Doch wo die Grenzen der Palliativmedizin verlaufen, darüber wird weiterhin heftig gestritten. Schmerztherapie werde häufig in der Frage ausgeblendet, beklagen Palliativmediziner. Andere wiederum beharren darauf, dass es nicht in allen Fällen möglich sei, das Leid auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

Auch die Sorge, ob Sterbehilfe den Helfenden überhaupt zumutbar ist, spielt eine Rolle. Auf der anderen Seite leiden Mediziner unter dem Konflikt, einem schwer kranken Menschen den Todeswunsch nicht erfüllen zu dürfen: Im Jahr 2007 bekannten sich rund 2000 Ärzte, Pfleger und Schwestern in Frankreich öffentlich dazu, Sterbehilfe geleistet zu haben.

Laut einer Umfrage von Medical Care aus dem Jahr 2009 sind in Belgien 82 Prozent der Menschen, die Sterbehilfe in Anspruch nehmen, unter 80 Jahre alt. 93 Prozent geben Schmerzen als Hauptgrund an, 82,5 Prozent haben Krebs. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 21.6.2013)