Düsseldorf - Die neue Chefin des kriselnden Zeitungs- und Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr ("Stern", "Gala", "Brigitte", "Eltern") will dem Unternehmen einen Schrumpfkurs verordnen. In den nächsten fünf Jahren will Julia Jäkel 200 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen, berichtete das "Handelsblatt" am Donnerstag unter Berufung auf Aussagen auf einer Mitarbeiterversammlung.

Der Abbau soll auch Teile des Managements treffen. "Die Herausforderung in einem sinkenden Markt ist es auch, mit weniger Menschen mehr Produkte - Print und Digital - zu machen", wurde Vorstand Oliver Radtke zitiert. Die Umstrukturierung solle im Herbst beginnen.

Unrentable Geschäfte abstoßen

Auch das Auslandsgeschäft soll eingedampft werden. Die Verlagstochter des Medienkonzerns Bertelsmann wolle ihre Töchter in Kroatien und Serbien verkaufen. Die Verhandlungen liefen derzeit, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Vorstandskreise. "Unrentable osteuropäische Märkte werden abgestoßen, in die Kernmärkte wird weiter investiert", habe es bei G+J geheißen.

Im Fall von Italien werde über ein Tauschgeschäft verhandelt, berichtete die Zeitung. Hier arbeitet G+J mit dem Verlag Mondadori zusammen. Ein Modell sei, Mondadori Buchverlage zu überlassen und im Gegenzug das französische Zeitschriftengeschäft der Italiener zu übernehmen. Die Geschäfte in Indien und China wolle hingegen der Mutterkonzern unter seine Fittiche bringen, weil Bertelsmann diese als Wachstumsfelder der Gütersloher ansieht.

Verlust bei Wirtschaftsmedien

Jäkel, früher Managerin der hauseigenen Zeitschriften "Gala" und "Brigitte", hatte nach ihrem Amtsantritt im September kurzen Prozess mit den verlustreichen Wirtschaftsmedien des Verlags gemacht. Im Dezember wurde die "Financial Times Deutschland" eingestellt, von weiteren Publikationen trennte sich der Verlag. Das Scheitern der "FTD" brockte G+J den zweitgrößten Verlust der fast 50-jährigen Verlagsgeschichte ein. Auch Probleme im Spanien und im US-Druckereigeschäft trugen dazu bei. Der Fehlbetrag belief sich im vergangenen Jahr auf elf Millionen Euro. (APA/Reuters, 20.6.2013)