Tokio - Die Züchtung von Menschenorganen in Schweinen wird mittlerweile ganz konkret angedacht: Am Dienstag trat erstmals ein von der japanischen Regierung ernanntes Expertengremium aus Wissenschaftern, Juristen und Journalisten zusammen, das die ethischen Dimensionen vorbereitender Experimente und mögliche Folgen für die Menschenwürde prüfen soll. Dabei geht es um das bisher nicht zulässige Vorhaben, menschliche Stammzellen in eine befruchtete tierische Eizelle einzusetzen und anschließend als sogenannten "Chimären-Embryo" in die Gebärmutter eines Trägertiers einzupflanzen.

Für ihre Experiment wollen die Forscher um Hiromitsu Nakauchi von der Universität Tokio auf Schweine zurückgreifen, da deren Organe denen von Menschen in Größe und Form stark ähneln. Ihre Hoffnung ist, dass sich aus den sogenannten pluripotenten Stammzellen - die grundsätzlich die Bildung sämtlicher Körperteile zulassen - später voll funktionsfähige menschliche Organe entwickeln, etwa Niere und Leber. Sobald das Tier ausgewachsen ist, könnte es dann quasi als "Ersatzteillager" für Organtransplantationen dienen.

Man will rasch zu einem Schluss kommen

"Die Experten werden prüfen, welche Möglichkeiten sich aus diesen Forschungen ergeben", sagte ein Regierungsvertreter in Tokio. Seine Schlussfolgerung werde das Gremium vermutlich schon im Juli verkünden, berichtete der öffentliche Rundfunksender NHK. Auf Basis dieser Empfehlung soll dann eine Regierungskommission Richtlinien für die Embryonenforschung in Japan definieren, wo derartige Genversuche weit weniger umstritten sind als etwa in den USA und Europa.

Bisher erlaubt Japan die bis zu zweiwöchige künstliche Züchtung von Chimären-Embryos im Labor, verbietet aber deren Verpflanzung in eine tierische Gebärmutter. "Wir werden sehen, ob das Experiment gut verläuft", sagte Forschungsleiter Nakauchi. "Aber falls wir wirklich ein menschliches Organ herausbekommen, könnte die restliche Arbeit bis zur praktischen Nutzung binnen fünf Jahren abgeschlossen sein." Immerhin seien schon Diabetes-Patienten mit Schweine-Insulin behandelt und Herzklappen sowie Bauchspeicheldrüsen der Tiere erfolgreich in Menschenkörper verpflanzt worden. (APA/red, derStandard.at, 18. 6. 2013)