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Wirkte im Erziehungsheim Schloss Wilhelminenberg eine kriminelle Vereinigung?

Foto: AP Photo/Ronald Zak

Buwog, Telekom, Strasser, Gelddruckerei, Versteuern im Paradies, absehbare Bankenfastpleiten, ein Staatsanwalt, der den gut begründeten Verdacht, dass ein Vater seine einjährige Tochter seit längerem (sic) missbraucht, nicht ans Jugendamt meldet: An Skandalen mangelt es Österreich nicht.

Der allergrößte Skandal jedoch wird gerade erst ausgegraben und hoffentlich nicht gleich vergraben: das systematische Quälen von Heimkindern von den 50er- bis (zumindest) in die 80er-Jahre.

Viele, viele haben tatenlos zugeschaut

Da wurden, wie einst unter den Nazis, Wehrlose physisch und psychisch malträtiert, von Ärzten zu Studienzwecken mit Malaria infiziert, und viele, viele haben tatenlos zugeschaut. Auch, als die Verantwortlichen bei der Schließung des Wiener Erziehungsheims Schloss Wilhelminenberg 1977 schnurstracks und illegalerweise die Akten vernichteten.

Von einer allseits hörbaren Entschuldigung war bisher nichts zu bemerken. Auch nicht jetzt, nach Publikation des Endberichts der Wilhelminenberg-Kommission, der all das Elend widerspiegelt. Es ist genant.

Zwangsarbeiter hat Österreich spät, aber doch entschädigt; wird spannend, wie sich das Land seinen ehemaligen Schützlingen gegenüber verhalten wird. Spannend werden auch Reaktion und Recherchen der Justiz sein. Sollten die Taten nicht verjährt sein, böten sie ja vielleicht - auch - Stoff für den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung. (Renate Graber, DER STANDARD, 19.6.2013)