24 junge Kandidatinnen entscheiden über Sein oder Nicht Sein der männlichen Singles via Buzzer.

Foto: Fei Cheng Wu Rao

Xu Shuanglong ist sichtlich aufgeregt. In dem silbernen Anzug bewegt sich der 22-Jährige unsicher. Den obersten Knopf an seinem schwarzen Hemd hat er offen gelassen. Was wohl lässig wirken sollte, erscheint eher unbeholfen. Er darf sich aber eigentlich nichts anmerken lassen, denn er muss 24 Frauen beeindrucken. Dutzende Kameras sind auf ihn gerichtet, während er in Chinas bekannter Speed-Dating-Fernsehshow "Fei Cheng Wu Rao" versucht, die jungen Damen für sich zu gewinnen.

Die Zeit läuft. Ein kurzer Film über Shuanglong beginnt. Er ist Zuhause. Die dunklen, schwarzen Haare stehen wie kleine Stacheln von seinem rundlichen Kopf ab. Und schon drücken die ersten gnadenlosen Jurorinnen den Buzzer, um ihn rauszuwählen. Schon in den ersten Sekunden verliert der etwas pummelige Shuanglong etliche Stimmen.

Gnadenloses Buzzern

Das Prinzip der Sendung "Fei Cheng Wu Rao" (zu Deutsch etwa: "Wenn du nicht aufrichtig bist, störe nicht!") ist gnadenlos. Die 24 Jungesellinnen entscheiden, welcher Kandidat es durch die Auswahl schafft. Dafür darf er danach eine der Damen zum Date ausführen. Damit hat es die Sendung nach einer Fernsehstatistik unter die Top 3 der beliebtesten Unterhaltungssendungen in China geschafft.

Den Erfolg von Sendungen wie "Fei Cheng Wu Rao" sieht die Professorin Guan Ling von der Universität für Kommunikation in Peking in der chinesischen Vorliebe für Gesang und leichte Unterhaltung. "Outdoor-Gameshows sind zu weit weg vom normalen Leben der Menschen", sagt sie als Beispiel für ein Format, das in China nicht funktioniert. "Mit solchen Programmen kann sich in China niemand identifizieren."

An der Zensur vorbei

Aber Fernsehexpertin Guan macht auch die staatliche Zensur in China für den Erfolg der Dating-Shows verantwortlich. "Die nationale Zensur und die Vorlieben der Zuschauer geben keinen Raum für Reality-Shows wie 'Big Brother'." Ständig streitende Menschen passten nicht in das gewünschte Bild. Aber wohl eine Show über Männer, die nach dem vermeintlich schwachen Geschlecht Ausschau halten, das in China statistisch in der Unterzahl ist.

Staatliche Eingriffe machen aber auch vor den Dating-Sendungen nicht Halt. "Fei Cheng Wu Rao" geriet 2010 in den Fokus der Behörden, als ein arbeitsloser Mann einem 22 Jahre alten Model aus Peking anbot, auf seinem Fahrrad mitzufahren. Sie entgegnete, dass sie lieber in einem BMW weinen würde, als lachend auf einem Fahrrad zu sitzen. Nach Medienberichten erlegten die zuständigen Behörden der Sendung daraufhin strengere Kriterien auf, um einem "moralischen Verfall" entgegenzuwirken.

Format aus Australien

Aber auch "Fei Cheng Wu Rao" ist keine chinesische Erfindung. Das Format ist an die australische Dating-Show "Taken Out" angelehnt. "Fast alle Sendungen sind aus dem Westen kopiert", sagt der Professor für Kommunikationswissenschaft von der Peking Normal University, Zhou Xing. Die Sendungen seien schließlich schon weit entwickelt und im Ausland erfolgreich. "Die Formate sind fast exakt wie ihr Original. Natürlich besteht das Publikum hier nur aus Chinesen und die Moderatoren können noch eine persönliche Note einbringen."

Das versucht nun auch Moderator Meng Fei. "Also eigentlich ist er doch ein netter Kerl", versucht er unter den Damen für Shuanglong zu werben. Der 22-jährige Kandidat zwingt sich ein verschmitztes Grinsen auf. Er erzählt von seinem Hobby: Computerspielen. "An guten Tagen kann ich bis zu 12 Stunden vor dem PC sitzen", erklärt er. Noch bevor in einem letzten Kurzvideo Freunde von ihm über Shuanglongs gute Seiten sprechen können, drücken auch die letzten Damen den Buzzer. Xu Shuanglong ist draußen. Und da kommt schon der nächste junge Mann ins Studio. (APA, 17.6.2013)