In Südtirol sind Tonbandaufnahmen eines illegalen Radios aus der Zeit des "Freiheitskampfes" der 60er Jahre veröffentlicht worden. Die Landtagspartei Süd-Tiroler Freiheit machte sie ausfindig, digitalisierte sie und spielte sie nun auf der Homepage suedtiroler-freiheit.com ab. Präsentiert wurden die Tondokumente am Montag in Bozen.

Mit Stellungnahmen zu politischen Entwicklungen, Aufrufen an die Bevölkerung, Botschaften an das Militär und geheimen Nachrichten an diverse Einsatztruppen des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS), habe der Sender "Radio Freies Tirol" von wechselnden Standpunkten aus, Woche für Woche Botschaften über den Äther geschickt. "Es ist ein spannender Einblick in die Geschichte des Südtiroler Freiheitskampfes, der zeigt, dass sich der Freiheitskampf nicht nur auf demonstrative Anschläge konzentrierte, sondern auch auf Information und Aufklärung setzte", erklärten die Verantwortlichen.

In verschiedenen Sprachen

So seien unter anderem auch Botschaften in englischer, französischer, russischer und italiensicher Sprache gesendet worden, um ein größtmögliches Publikum über den Freiheitskampf in Südtirol zu informieren, hieß es. Am 1. Dezember 1965 habe die Wiener "Wochenpresse" angekündigt, dass die "Tiroler Freiheitskämpfer" einen Geheimsender installieren wollen, der in Nord- und Südtirol tätig werde. Die gesamte österreichische Presse habe diese Meldung, die von der APA verbreitet und auch von Radio Tirol ausgestrahlt wurde, gedruckt. Am 12. Dezember wurde schließlich vom Haus des Schützenhauptmannes von Oberperfuß in Nordtirol die erste Sendung ausgestrahlt.

Die Südtiroler Bomber

Aus Enttäuschung über den schleppenden Verlauf der diplomatischen Verhandlungen hatte sich in den späten 50-iger Jahren in Südtirol unter der BAS formiert, der zunächst gewaltfrei (etwa durch Hungerstreik) gegen die Haltung Roms protestiert hatte. Als der damalige österreichische Außenminister Bruno Kreisky 1960 die Südtirol-Frage vor die UNO brachte und die darauffolgenden Verhandlungen über den Autonomiestatus wieder nicht fruchteten, entschloss sich der BAS, durch Gewaltakte, bei denen keine Menschen zu Schaden kommen sollten, auf sich aufmerksam zu machen.

In der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1961 erschütterten zahlreiche Sprengstoffanschläge Südtirol. Diese Nacht bedeutete "die große Zäsur" in vieler Hinsicht: Es folgten Massenverhaftungen, Prozesse und Folterungen; Rom stationierte in Südtirol 25.000 Soldaten. Erst Jahrzehnte später wurde das Zweite Autonomiestatut realisiert. (red, APA, 17.6.2013)