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9,66 Millionen, Milliarden? Versickert und versiegelt? Offshore-Konstruktionen helfen oft, den Geldfluss zu verschleiern.

Foto: EPA/ CHRISTIAN ÜCHARISIUS

Ein weltweites Netzwerk mit 50 Firmen, gegründet von der am Franz-Josefs-Kai ansässigen Lighthouse Unternehmensberatung GmbH.

Screenshot: ICIJ

Auch der mit Gas reich gewordene Ukrainier Dmytro Firtash soll Geld über Österreich und die Karibik nach Zypern geschleust haben. (Link zur Grafik)

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Auch die Kohlefirma Krutrade AG könnte so Gelder nach Zypern geschleust haben. (Link zur Grafik)

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Der neuen Veröffentlichung eines Journalistennetzwerkes ist es zu verdanken, dass nunmehr 53 österreichische Offshore-Gesellschaften bekannt sind. Vor allem Menschen aus Osteuropa sollen Wien als Drehscheibe genutzt haben, um Geld oder Firmenanteile dem Zugriff ihrer Heimatbehörden zu entziehen. Noch weiß man nichts von illegalen Geldflüssen, ob der Datensatz des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) auch für Steuerfahnder brisante Details birgt, bleibt offen. Denn prinzipiell ist eine Briefkastenfirma nichts Illegales.

Bereits für Aufregung gesorgt haben die Offshore-Firmen des zurückgetretenen Raiffeisen-International-Chefs Herbert Stepic und von Superfund-Gründer Christian Baha.

Hotspot Wien

Am auffälligsten sticht aus der öffentlich zugänglichen Datenbank - die mit interaktiven Grafiken aufwartet und bereits am ersten Tag mehrere Millionen Mal aufgerufen wurde – die Wiener Lighthouse Unternehmensberatungs GmbH heraus. Vom Franz-Josefs-Kai aus unterhält sie Verbindungen zu Dutzenden Offshore-Gesellschaften.

Die Mehrzahl der Adressen in der Datenbank sind in Wien. In der Datenbank finden sich Firmennamen, Besitzer sowie dazwischengeschaltete Verwalter. Andere Details wie Kontodaten habe man aus Gründen der Privatsphäre nicht veröffentlicht, heißt es vom ICIJ. Man freue sich bereits über mehr als 150 Hinweise von Privatpersonen, die auf eigene Faust das Datenkonvolut durchackern.

Oligarch und Großtischler

Prominente Namen tragen vor allem Osteuropäer. Darunter ist beispielsweise der mit Gas reich gewordene Unternehmer Dmytro Firtash, dem Verbindungen zur Raiffeisen nachgesagt werden. Seine Gewinne schleuste der Ukrainer auf Briefkastenfirmen in Zypern. Bis Juli 2011 wiederum war das milliardenschwere Kohleunternehmen Krutrade AG in Österreich aktiv. Dahinter soll ein russisch-usbekischer Industrieller gestanden haben.

Einigermaßen skurril ist, dass sich neben vermeintlichen Milliardären auch heimische Gewerbetreibende in der Datenbank finden. Ein Boden-Hersteller leistet sich etwa eine Limited auf den Jungferninseln. Diese steht wiederum in Verbindung mit der Firma Portcullis TrustNet. Diese ist einer der weltweit größten Anbieter von Offshore-Konstruktionen. Die Angebote reichen von einer einfachen Firma auf den Britischen Jungferninseln, in der Geld geparkt werden kann, bis hin zu komplizierten Geflechten aus Stiftungen und Firmen, die unter Umständen dabei helfen, die Identität der Geldgeber sowie Herkunft und Verbleib der Gelder zu verschleiern.

Portcullis ist auch die Hauptdatenquelle. Denn von dort und vom Konkurrenzanbieter Commonwealth Trust Limited (CTL) wurden die vom ICIJ veröffentlichten Informationen entwendet.

Viel Lärm um (vorerst) nichts

Die Hilfe der in Singapur ansässigen Firma sollen viele in Anspruch genommen haben. Nahe dem Klagenfurter Konzerthaus ist es ein Malermeister, der offshore gegangen sein soll, in Graz eine Ärztin, in Ternitz ein Holzhändler, in der Wiener Neubaugasse gelangt man über eine ausgebildete Architektin auf eine Briefkastenfirma in Samoa. Erklären können sich ihr Aufscheinen viele Betroffene nicht, so etwa im Fall der Ärztin und des Malermeisters, berichtet die Kleine Zeitung. Der oben genannten Holzfirma geht es laut ORF-Radio ähnlich.

Wie imposant die dem Leser zugänglichen Verbindungen von Österreich aus auch sein mögen, ob auch Widerrechtliches dabei ist, muss das Finanzministerium klären. Finanzministerin Maria Fekter hat dazu eine Sonderkommission gegründet. Das Kernteam der "Soko Offshore-Leaks" besteht aus sechs IT- und Offshore-Experten der Steuerfahndung und der Großbetriebsprüfung. (sos, derStandard.at, 17.6.2013)