Keine Frage: Viele, die in der Offshore-Leaks-Datenbank auftauchen, haben Dreck am Stecken. Angehörige von Diktatoren, Waffenhändler und zahlreiche Oligarchen finden sich in den insgesamt 2,5 Millionen Dokumenten, die einem internationalen Journalistennetzwerk zugespielt wurden. Jetzt einen Großteil der darin enthaltenen Namen online zu stellen und somit für alle Welt zugänglich zu machen ist dennoch fragwürdig.

Warum? Bei der Aufklärung von Steuerdelikten wird der Schritt kaum helfen. Die Behörden in den USA, Großbritannien und Australien haben längst Zugriff auf einen gigantischen Offshore-Datensatz. Ob es der gleiche wie jener der Journalisten ist, ist zwar nicht bestätigt, aber wahrscheinlich. Anderen Staaten, die Interesse an den Daten haben, wurde Kooperation zugesagt. Die Finanzbehörden haben die Unterlagen übrigens nicht von den Medien. Diese haben die Herausgabe unter Verweis auf die Pressefreiheit und den Informantenschutz verweigert. Nun gibt es damit offenbar kein Problem mehr.

Jeder kann seit Samstag nachschauen, ob der Nachbar oder der prominente Unternehmer X ein Finanzvehikel in einer Steueroase hat. Ob damit wirklich Gesetzesbrüche verbunden waren, weiß niemand. Was aber hängenbleibt: der Eindruck, alle Involvierten seien Kriminelle. Es bleibt der schale Beigeschmack, dass es weniger um Aufklärung und mehr um die Prangerwirkung geht. (Günther Oswald, DER STANDARD, 17.6.2013)