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Heinz-Christian Strache beim FPÖ-Parteitag in Linz.

Foto: EPA/Rubra

Wien - FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache ist beim Parteitag in Linz zum Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl im Herbst "gewählt" worden. Fast alle der rund 500 Delegierten schickten den Chef der Freiheitlichen am Samstag im Design Center Linz offiziell ins Rennen. Zuvor hatte Strache sein eigenes Kanzler-Programm referiert und seine Partei als einzige Alternative zu den derzeitigen Regierungsparteien dargestellt. Sein Wahlziel: 20 Prozent oder mehr.

Strache ließ in seiner knapp eineinhalbstündigen Rede wie gewohnt kaum ein Thema aus, das derzeit die innenpolitische Diskussion in Österreich beschäftigt. Auch nicht den eigentlich innerkoalitionären Konflikt ums Wohnen: "Wenn ich Kanzler werde, wird es eine Wohnbauoffensive geben", versprach er, die eigentlichen "Miethaie" seien SPÖ und ÖVP. "Die Banken gehören zur Kasse gebeten", versuchte er auch, Bundeskanzler Werner Faymann das Wahlkampfthema streitig zu machen, ebenso die Forderung nach einem neuen Lehrerdienstrecht kam auf.

Wettern gegen "Asylbetrüger"

Richtige Stimmung unter den rund 500 Funktionären kam jedoch bei den "inländerfreundlichen" Passagen auf, wie es Strache nennt. So wetterte der FPÖ-Chef abermals gegen "Asylbetrüger", welche einen Großteil der Flüchtlinge ausmachen würden und selbst davor nicht abschreckten, eine christliche Kirche wie die Votivkirche zu "entweihen". "Ich werde als Kanzler von Österreich diesen Asylbetrug abstellen und beenden und dieses Unrecht beenden", kündigte Strache unter Applaus an. Dabei will er sich auch nicht "von irgendwelchen linken und pseudohaften Gutmenschen" einschüchtern lassen.

Aber auch "kriminellen Zuwanderern", "Integrationsunwilligen" und "radikalen Islamisten" sagte Strache heftiger denn je den Kampf an. "Diese Herrschaften haben bei uns nichts verloren und darum werde ich als Kanzler dafür sorgen, eine Minuszuwanderung einzuführen. Auch die Neuauflage des Handbuchs freiheitlicher Politik wurde beim Parteitag in großer Auflage verteilt. Geändert hat sich trotz Kritik des politischen Gegners freilich nichts. Strache beteuerte in seiner Rede jedenfalls: "Ich habe nie einen ausländerfeindlichen Wahlkampf gemacht."

Kritik an SPÖ und ÖVP

Selbst bis in die Klassenzimmer reichte beim Parteitag die "inländerfreundliche" Linie der FPÖ. So seien mangelnde Deutschkenntnisse bei Schülern ebenso auf eine "Fehlentwicklung der Massenzuwanderungspolitik" zurückzuführen. Mitschuld daran trägt für den FPÖ-Obmann selbstverständlich auch die EU, deren "hörige Systemparteien" SPÖ und ÖVP dabei seien, eine "noch nie da gewesene Massenzuwanderung" weiter zu forcieren.

Aber nicht nur die Koalitionsparteien wurden beim FPÖ-Parteitag naturgemäß heftig attackiert. "Die Grünen sind Opportunisten und nichts anderes" und würden als "billiger Jakob" den dritten Koalitionspartner sicherstellen. Ebenso der "skurrile Milliardär aus Kanada" Frank Stronach, der mehr als die Hälfte des Jahres nicht in Österreich leben würde. Wie das BZÖ werde sich auch das Team Stronach mit seinen "Söldnern und Glücksrittern" nach der Wahl selbst auflösen.

Aber auch "diese graue Maus", VP-Vizekanzler Michael Spindelegger sowie der "Mikado-Politiker" ("Nach dem Motto 'nur nicht bewegen'"), Bundeskanzler Werner Faymann wurden unfreundlich erwähnt. Für Strache steht bei der Nationalratswahl jedenfalls fest, dass die Auseinandersetzung zwischen der FPÖ auf der einen Seite und SPÖ und ÖVP auf der anderen Seite stattfinden werde. Da brauche man auch keine "Splittergruppen", sprach der FPÖ-Chef indirekt die vergangenen Verwirrungen rund um die Kärntner Freiheitlichen an.

Das Wahlziel von 33 Prozent bleibt jedenfalls auch nach dem Parteitag ein langfristiges. "Wir haben die Chance, die 20-Prozent-Marke in Angriff zu nehmen und zu überspringen", gab er vorerst die Vision vor. Bei den Delegierten wirkte dies zumindest, bereits zwei Gegenstimmen bei der offenen Abstimmung sorgten für Empörung unter den Funktionären. (APA, 15.6.2013)