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Hassan Rohani am 10. Juni 2013 vor Anhängern in Urmia.

Foto: AP Photo/Vahid Salemi)

Es schien, als sei ganz Urmia auf den Beinen als Anfang Juni der Kleriker und Präsidentschaftskandidat Hassan Rohani den Ort im Nordwesten des Iran besuchte. Das Bild, das sich bot – Menschenmassen, die dem gemäßigsten unter allen Präsidentschaftskandidaten zujubelten – war inzwischen schon bekannt: Wo immer Rohani im Wahlkampf auftauchte, versammelten sich tausende Anhänger.

Er sprach von Reformen, der Freilassung politischer Gefangener und der Rückkehr "zur Würde in unserer Nation" – ein Seitenhieb auf den oft würdelos agierenden Vorgänger Mahmoud Ahmadinejad. In Fernsehdebatten sprach er offen den Nuklearstreit mit dem Westen an, kritisierte die iranische Isolation und den schlechten Zustand der Wirtschaft des Landes. Er kündigte eine Bürgerrechts-Charta für den Iran sowie eine weniger konfrontative Außenpolitik an.

Unterstützer

Die Liste seiner Unterstützer aus dem Reformlager ist lang: Der ehemalige Präsident Mohammed Khatami rief seine Anhänger ebenso dazu auf, für Rohani zu stimmen, wie Hashemi Rafsanjani, der zur Wahl nicht antreten durfte.

Entscheidung nach erstem Durchgang: Gemäßigter Kleriker Rohani gewinnt iranische Präsidentenwahl

Netzwerkgrafik: Das iranische Regime inszeniert sich selbst

Doch ob er auch die Stimmen der reformorientierten Wähler bekommen würde, war nicht sicher. Dem moderaten Geistlichen wurden im Vorfeld nur geringe Chancen eingeräumt. Immer wieder rief der Mullah bei Wahlveranstaltung deswegen dazu auf, vom Stimmrecht Gebrauch zu machen. Die Hardliner im Regime "wollen nicht, dass ihr wählt, sie wollen die Wahl unangefochten gewinnen." Doch seine Aussichten verbesserten sich erheblich, nachdem der Reformkandidat Mohammed Reza Aref in dieser Woche seine Kandidatur zugunsten Rohanis zurückgezogen hatte.

Polit-Profi

Unbekannt war Rohani den iranischen Wählern jedenfalls nicht: Der einzige Kleriker im Rennen um das Präsidentenamt hatte mehrere Posten im Parlament inne und war Ayatollah Khameneis Vertreter im Nationalen Sicherheitsrat. Der 64-Jährige wird oft als "moderat" oder "pragmatisch-konservativ" beschrieben. Während der Studentendemonstrationen 1999 galt Rohani als Hardliner und forderte für einige Demonstranten die Todesstrafe, bei den Protesten 2009 jedoch unterstützte er die Regimekritiker.

Seiner offiziellen Biografie zufolge spricht Rohani fließend Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch und Arabisch und hat ein Studium der Rechtswissenschaften an der Glasgow-Caledonian-Universität abgeschlossen. (stb, derStandard.at, 15.6.2013)