Wien/Tokio - Japanische Teenager kreieren mitunter mutige und eigenwillige Trends. Dass sich plötzlich immer mehr Schüler mit Augenklappen schmücken, ist aber keine Modeerscheinung, sondern die Nebenwirkung einer eigenartigen Liebkosetechnik: dem "Augapfellecken".

Wie die "Huffington Post" berichtet, glaubten Lehrer und Eltern zunächst an eine Epidemie oder an exzentrischen Gesichtsschmuck. Doch dann erwischte ein Lehrer einer Grundschule in Tokio zwei Schüler im Geräteraum, wie sie sich an den Augen liebkosten. Eine Umfrage unter allen Zwölfjährigen der Schule ergab: Ein Drittel der Präpubertären hat sich bereits gegenseitig die Augen geleckt, das sei so etwas wie "die nächste Stufe nach dem Zungenkuss".

Massenweise Bindehautentzündungen

Abgeschaut haben sich die Kinder den Fetisch namens "Oculolinctus" bei einem Musikvideo der japanischen Band Born, in dem sich zwei Frauen genüsslich sekundenlang an den Augen saugen.

So weit, so eklig. Der Trend hat aber auch einen sehr unangenehmen Nebeneffekt: Weil sich im Mund und an Zunge unzählige Bakterien sammeln, stecken sich die Teenager gegenseitig massenweise mit Bindehautentzündung an - daher auch die Augenklappen auf den Schulhöfen.

Japanische Medien berichten seit einigen Tagen über das bizarre Phänomen, Augenärzte warnen eindringlich davor, sich die Zuneigung mit der Zunge im Auge zu zeigen, die Entzündungen können verheerend sein. Nicht nur in Japan, auch in den USA soll es schon auffällig viele Bindehautentzündungen an Highschools geben.

So etwas nennt man dann wohl Liebe auf den ersten Blick. (juh, DER STANDARD, 15./16.6.2013)