"Quer" mit Christoph Süß.

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Christoph Süß ist gut. Davon kann man sich im seit 1998 jeden Donnerstag im BR-Magazin quer, das er moderiert, überzeugen. Satiresendungen, wo Kabarettisten wie Süß angriffig sein dürfen, gibt es auch anderswo. Auch Fernsehmagazine, die sorgfältig recherchieren. Doch quer ist eine Mischung aus beiden, die rar ist.

Die letzte Sendung war dafür ein Paradebeispiel: eine Reportage über eine absurde Baugrube in Kempten, ein von der Redaktion aufgedeckter Skandal über illegal verkauftes "Ekelfleisch" aus Coburg und dann der " Fall Mollath", der schon Thema einer ARD-Doku war.

Gustl Mollath sitzt seit 2007 in der geschlossenen Psychiatrie. Er hatte Schwarzgeldgeschäfte seiner Frau, Mitarbeiterin der HypoVereinsbank, angezeigt. Obwohl ein Prüfbericht der Bank die Vorwürfe bestätigte, wurde ihm von einem Gutachter, der ihn nie persönlich traf, ein " paranoides Gedankensystem" attestiert, und er wurde beschuldigt, seine Frau angegriffen zu haben.

Süß dreht den Spieß um und analysiert die Reaktion von Justizministerin Beate Merk auf Beweise, die Mollath entlasten. "Patientin M." verfüge über ein "hermetisches Gedankensystem und ist vernünftigen Argumenten nicht zugänglich". Nach einem weiteren Bericht über "Finanzhaie" relativiert Süß: "Vielleicht müssen wir alle in die Klapse, weil wir doch tatsächlich gedacht haben, die Politik würde Investmentzocker irgendwann bändigen."

Mit Blick auf Russland, Griechenland und die Türkei schließt Süß: "Meinungsfreiheit ist schlecht für die Wirtschaft." Am Ende der Sendung wird er von einer Handpuppe, die Münchens Bürgermeister Christian Ude darstellt, gekündigt. Zum Glück nicht wirklich. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 15./16.6.2013)