London - Vodafone macht bei der geplanten Milliarden-Übernahme von Kabel Deutschland Dampf: Der britische Mobilfunkriese spielt einer mit der Sache vertrauten Person zufolge ein höheres Angebot durch. Vodafone prüfe, nach der ersten und unverbindlichen Offerte von rund 81 Euro pro Kabel-Deutschland-Titel den Preis noch ein wenig aufzubessern, sagte der Insider am Freitag zur Nachrichtenagentur Reuters.

Diese Offerte, die bereits nächste Woche erfolgen könnte, sei dann nicht mehr verhandelbar. Mit dem Schritt erhoffe sich Vodafone, in die Bilanzen von Kabel Deutschland schauen zu dürfen, sagte die Person. Vodafone wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. Die im MDax gelisteten Kabel-Deutschland-Aktien schnellten zeitweise auf ein Rekordhoch von 83,91 Euro. Am Nachmittag notierten sie noch 3,1 Prozent im Plus bei 83,07 Euro. Auch die "Wirtschaftswoche" hat über die Neuigkeiten in dem Übernahmekampf berichtet.

Preisvorstellungen weit auseinander

Vodafone und der deutsche Kabelmarktführer hatten vor wenigen Tagen einen ersten Kontakt bestätigt. Mehr wollten beide Seiten nicht verraten, doch liegen die Preisvorstellungen offenbar weit auseinander. Das Kabel-Deutschland-Management habe die unverbindlichen Offerte abgelehnt, hatten mit der Sache vertraute Personen Reuters gesagt. Ein neues Angebot müsse mindestens bei 90 Euro liegen, um Aussicht auf Erfolg zu haben. Wehren kann sich der Kabelmarktführer kaum gegen die Avancen: Es gibt keinen großen Ankeraktionär, der eine Übernahme verhindern könnte - alle Titel sind an der Börse.

Der Kauf dürfte selbst für den Mobilfunkgiganten Vodafone ein großer Brocken werden. Der deutsche Kabelnetzbetreiber ist an der Börse gut 7,2 Milliarden Euro wert. Da die Briten auch noch die Schulden der Firma von 2,8 Milliarden Euro schultern müssen, beläuft sich der Gesamtpreise auf etwa zehn Milliarden Euro. Experten des Brokers Olivetree rechnen auf Basis der Telekom-Deals der vergangenen Jahre, in denen im Schnitt ein Aufschlag von 25 Prozent gezahlt worden ist, mit einem Preis von 94 Euro je Kabel-Titel. Zudem muss Vodafone den Deal schnell über die Bühne bringen, da Analysten ein Gegenangebot von Liberty Global für wahrscheinlich halten. Der US-Kabelkonzern kontrolliert bereits den deutschen Kabel-Zweiten Unitymedia und hat schon lange ein Auge auf den Marktführer geworfen. Kabel Deutschland versorgt 8,5 Millionen Haushalte mit Fernsehen und ist für Vodafone vor allem wegen seiner superschnellen Datenleitungen attraktiv. (APA, 14.6.2013)