München - An die 1.000 aktive Satelliten umkreisen derzeit die Erde. Das klingt nach viel, doch die Zahl abgestoßener Raketenstufen ist sogar doppelt so hoch. Und dazu kommen dann Schätzungen zufolge noch einmal etwa 25.000 Trümmerteile verschiedenster - aber allesamt künstlicher - Herkunft, die mit fünf bis zehn Zentimetern eine potenziell gefährliche Größe haben.

NASA und ESA rechnen mit zerstörerischen Zusammenstößen menschlicher Weltraumrückstände alle fünf bis neun Jahre, wie die Münchner Universität der Bundeswehr berichtet. Bereits 2009 sind ein US-Satellit und ein russischer Satellit aufeinander geprallt. Und mehrfach musste in den vergangenen Jahren die Weltraumstation ISS kurzfristig auf eine andere Höhe gebracht werden, um einer Kollision aus dem Weg zu gehen. Seit Jahren macht man sich daher Gedanken um praktische Lösungen für das stets größer werdende Problem mit dem Weltraummüll - unter anderem im Projekt "Sicherheit im Orbit" von Munich Aerospace in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Zumindest keine direkte Gefahr für Bodenbewohner

"Dazu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wovon vier am viel versprechendsten sind. Dies ist das Einfangen mit einem Greifarm, mit einem Fangnetz, mit einer Art Harpune, oder mit der Tentakeltechnik, die aus mehreren Fangarmen besteht", sagt Susanne Peters aus dem Team von Roger Förstner am Institut für Raumfahrtechnik und Weltraumnutzung an der Universität der Bundeswehr.

"Schäden durch Kollisionen von Satelliten untereinander oder mit anderen Objekten wie ehemaligen Raketenstufen sind kaum eine Gefahr für das Leben auf der Erde", betont Peters. "Durch eine Kollision würden zwar wieder viele Trümmerteile entstehen, diese aber zum großen Teil in der Erdatmosphäre verglühen. Die Wahrscheinlichkeit, dass nicht verglühte Teile auf bewohntes Gebiet treffen, ist sehr gering."

Die Zerstörung von bestimmten Satelliten könnte laut Peters jedoch andere unerfreuliche Konsequenzen haben. In den betreffenden Umlaufbahnen befinden sich hauptsächlich Erdbeobachtungssatelliten, die das Klima, die Veränderung in der Umwelt sowie Feuer- und Hochwasserkatastrophen aufzeichnen. Auch Satellitentelefone wären von Ausfällen betroffen. (red, derStandard.at, 14. 6. 2013)