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Verbundchef Anzengruber denkt ans Aussortieren mancher Anlagen.

Foto: APA/Techt

Wien - Wenn sich die Marktverhältnisse in den nächsten Monaten nicht noch überraschend vom Kopf auf die Füße stellen, dürfte das Schicksal des Gaskraftwerks Mellach für die nächsten Jahre besiegelt sein. Der Verbund, dem 80 Prozent davon gehören (20 Prozent hält die Estag), wird das erst vor etwas mehr als einem Jahr ans Netz gegangene Gaskraftwerk einmotten. Das ließ Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten durchblicken.

550 Millionen Euro hat die Errichtung des Gaskraftwerks gekostet. Nach mehreren Wertberichtigungen steht es noch mit 141 Mio. Euro in den Büchern. Obwohl auf jährlich 5500 Betriebsstunden ausgelegt, war es zuletzt weniger als 1000 Stunden am Netz. Weil das Pipelinegas zum Betrieb des Kraftwerks zu teuer ist, die erzielbaren Strompreise im Großhandel aber zu niedrig, macht der Verbund mit jeder in Mellach produzierten Kilowattstunde Verlust.

Taskforce Gaskraftwerke

Auch wenn das Kraftwerk stillsteht, fallen Kosten an. Anzengruber taxiert diese inklusive Abschreibungen mit rund 40 Millionen Euro pro Jahr. Einzige Möglichkeit, die Fixkosten zu drücken, sei die Einmottung. Eine Taskforce Gaskraftwerke sei eingesetzt, mit der Aufgabe, die bestmögliche Lösung zu finden.

Anzengruber geht davon aus, dass sich das Blatt aus Sicht der Kraftwerksbetreiber spätestens 2020 zum Besseren wendet. Insbesondere in Deutschland sei davon auszugehen, dass im Zuge der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke der Strombedarf in die Höhe schießt. "Wir werden die Gaskraftwerke noch brauchen wie einen Bissen Brot", sagte Anzengruber.

Der Verbund-Chef bekräftigte den Plan, nur noch in CO2-freie Stromerzeugung zu investieren - mit Schwerpunkt auf Österreich und Deutschland. Zusätzlich will Österreichs größter Stromerzeuger beim Stromverkauf an Haushalts- und Gewerbekunden kräftig Gas geben; die Absatzmenge soll bis 2018 um nicht weniger als 20 Prozent gesteigert werden.

Das jüngste Hochwasser hat auch den Verbund getroffen, dem die meisten Donaukraftwerke gehören. Die Schäden, die an Schleusen und Stauräumen angerichtet wurden, bezifferte Anzengruber mit 25 bis 30 Mio. Euro. (Günther Strobl, DER STANDARD, 15.6.2013)