Das Denkmal für Adalbert Stifter steht etwas unterhalb des Plöckensteins, auf tschechischem Gebiet.

Foto: http://www.boehmerwald.at/

Gesamtgehzeit 5¼ h, Höhendifferenz rund 500 Meter. Kein Stützpunkt auf der Strecke. ÖK25V Blatt 3312-Ost (Aigen im Mühlreis), Maßstab 1:25.000.

Grafik: DER STANDARD

Sumava, der Rauschende, heißt der Böhmerwald im Tschechischen, was sich bei einer Wanderung an der nördlichen Grenze Oberösterreichs sehr gut nachempfinden lässt. Wenn der Wind mit dem Geäst der riesigen Fichten spielt, vermeint man unirdische Klänge zu hören.

Adalbert Stifter hat dem Rauschenden in seinen Werken mehrmals ein Loblied gesungen. So ist etwa in der Novelle Der Waldgänger recht ausführlich von schwermütig schönen Teilen die Rede, "die den Besucher nicht rufen, ihn selten sehen und, wenn er kommt, ihn gerne weisen, was im Umkreis ihrer Besitzungen liegt, wer sie einmal gekannt und geliebt hat, der denkt mit süßer Trauer an sie zurück wie an ein bescheidenes liebes Weib, das ihm gestorben ist, das nie gefordert, nie geheischt und ihm alles gegeben hat".

Ein Denkmal für den Schriftsteller, Maler und Pädagogen Stifter steht heute etwas unterhalb des Plöckensteins, auf tschechischem Gebiet, das einen beeindruckenden Tiefblick auf den Plöckensteiner See gewährt, den viele Autoren als das Auge des Böhmerwaldes bezeichnen. Auch der Anstieg über den Grenzkamm vermittelt einen guten Eindruck des Mythischen, das sich um den Rauschenden rankt und mehr die Gefühle als die Sinne anspricht, obgleich diese Landschaft auch optisch einen besonderen Reiz hat.

Stifter formulierte es so: "... da ruhen die breiten Waldesrücken und steigen lieblich schwarzblau dämmend ab gegen den Silberblick der Moldau - westlich blauet es Forst an Forst in angenehmer Färbung. Es wohnt unsäglich viel Liebes und Wehmütiges in diesem Anblick."

Aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg haben sich hier auch viele Geschichten über Schmuggler - Schwärzer genannt - erhalten. Zur Zeit des Kalten Krieges war die Grenze hermetisch abgeriegelt, und das auf dem Gebiet der damaligen CSSR liegende, grenznahe Gebiet nur für Leute mit Sonderausweis zugänglich. Heute ist der nördliche Abhang des Böhmerwalds Nationalpark.

Die Besteigung des Plöckensteins macht kaum Schwierigkeiten, nur ein Teil des Weges ist steil. Man braucht aber halbwegs gutes Wetter, da es auf der Strecke keinen Unterstand gibt. Bei Nordwetterlagen, wenn eine Nebeldecke über dem Böhmerwald liegt, sollte man die Tour unterlassen.

Die Wanderroute: Von Holzschlag wandert man auf der rot markierten Forststraße nordwärts bis zur Zollhütte an der Grenze, die man nach etwa einer Stunde erreicht. Nun hält man sich links und steigt direkt über den rot markierten Grenzkamm - anfangs eher gemütlich, später etwas steil - bis zum höchsten Punkt des Böhmerwaldes an. Gehzeit ab Zollhütte knappe 1½ Stunden.

Für den Abstecher zu dem auf tschechischem Gebiet liegenden Adalbert-Stifter-Denkmal braucht man eine knappe halbe Stunde. Der Rückweg erfolgt auf der Anstiegsroute, man benötigt bis zum Ausgangspunkt Holzschlag 2¼ Stunden. (Bernd Orfer, DER STANDARD, Album, 15.6.2013)