Die schönsten Web-Sites können für behinderte Menschen unlesbar werden, wenn nicht gewisse Standards eingehalten werden, betonte Erika Kanelutti von der Organisation "Barrierefreies Web" bei einer Pressekonferenz in Wien. Durch klaren und einfachen Aufbau ließen sich die Seiteninhalte aber auch mit modernen Pocketgeräten wie Handy und Palmtop einfacher betrachten.

Verbesserungen nutzen allen Usern

Für Martin Ladstätter von Bizeps (Zentrum für selbstbestimmtes Leben) nutzen Verbesserungen allen Usern. Bereits seit 1995 bietet seine Organisation einen einfach gestalteten Nachrichtendienst im Netz an. Gesetzliche Verpflichtungen für alle, Sites so gestalten zu müssen, dass sie etwa auch von Blinden gelesen werden können, gibt es aber nicht. In den USA gibt es seit 2001 ein Gesetz, wonach neue Sites entsprechend zu gestaltet sind, Deutschland folgte ein Jahr später.

Homepage der Stadt Wien

Vor rund zwei Jahren wurde mit der barrierefreien Umgestaltung der offiziellen Homepage der Stadt Wien begonnen, sagte Monika Sperber von "wien.at". In einem ständigen Lernprozess und in Zusammenarbeit mit Behinderten wurden die Vereinfachungen zuerst bei neuen Seiten durchgeführt. Mit eigenen Programmen wird aber noch immer daran gearbeitet, die rund 18.000 vorhandenen Seiten an die Anforderungen anzupassen.

Probleme mit Content-Lieferanten

Probleme gibt es laut Sperber dabei vor allem mit Content-Lieferanten, die zum Teil die Vorteile der barrierefreien Gestaltung noch nicht erkannt hätten. Dabei ist der rasche Aufbau und eine Bedienmöglichkeit ohne Maus für die unterschiedlichsten User vorteilhaft und praktisch, so Ladstätter. Neben Sehbehinderten können auch Netz-Surfer bei öffentlichen Terminals ohne Maus oder mit Organizern das Web einfacher besuchen.

"Barrierefreies Web" soll Behörden, Organisationen und Privaten die Möglichkeit bieten, sich über den richtigen Aufbau informieren zu können, sagte Kanelutti. Denn "viele wären bereit zu investieren, kennen aber die Probleme nicht". Webdesigner etwa verwenden häufig unpassende Farben. Die Folge: Wer an Rot-Grün-Blindheit leidet, hat keine Chancen.

Datenbanken

Laut Eva Pabst vom Bundes-Blindeninstitut nutzen Sehbehinderte im Netz besonders gerne Datenbanken, da Nachschlagewerke umfangreichen Platz in Brailleschrift benötigen - der Duden etwa umfasst 18 Bände. Besonders wichtig ist eine klare und übersichtliche Navigation, da Sehbehinderte mit einer Sprachsoftware arbeiten, die nicht nur die Texte, sondern auch die Links mit synthetischer Stimme vorliest. Ist eine Homepage nicht logisch strukturiert, ist das Zurechtfinden besonders schwer. "Funktioniert" die Site nicht richtig, "dann drücke ich 'Alt+ F4' und steige aus", so Pabst.(apa)