Nobelpreisträger Stiglitz wettert gegen Agrarstützen
Der Ex-Chef-Ökonom der Weltbank bekam den Bruno-Kreisky-Preis für sein Buch "Die Schatten der Globalisierung"
Redaktion
,
Wien - Die Globalisierung von
Wissen, Menschenrechten
oder der Zivilgesellschaft begrüßt Joseph Stiglitz ausdrücklich. An der wirtschaftlichen Globalisierung, in seinen
Augen gesteuert von Weltbank und Währungsfonds
zum Nachteil von Entwicklungs- und Schwellenländern, lässt er hingegen kein
gutes Haar. Und Stiglitz, Wirtschaftsnobelpreisträger 2001,
früherer Chefökonom der
Weltbank und Berater von US-
Präsident Bill Clinton, weiß,
wovon er spricht.
Schaden durch Preisverfall
In den USA würde mit
jährlichen Subventionen von
vier Milliarden Dollar die
Baumwollerzeugung gestützt,
die einen Produktionswert
von drei Mrd. Dollar repräsentiere. Der Effekt: "Der Schaden
durch den Preisverfall auf
dem Weltmarkt ist für afrikanische Länder größer als die
gesamte Entwicklungshilfe
dorthin", so Stiglitz in Wien.
Und er hat noch mehr solcher perverser Beispiele auf
Lager. Jede Kuh in Europa
würde mit zwei Dollar am Tag
subventioniert. Zwei Dollar
am Tag sei auch die von der
Weltbank benutzte Messlatte
zur Definition von Armut in
der Welt. Die letzte Zahl dazu:
Laut Weltbank müssen 2,8
Milliarden Menschen mit weniger als zwei Dollar pro Tag
auskommen.
Anti-Globalisierungsbibel
Stiglitz hat für sein Buch
"Die Schatten der Globalisierung", so etwas wie die neue
Bibel der globalen Antiglobalisierungsbewegung, den mit
7000 Euro dotierten Bruno-
Kreisky-Preis für das politische Buch des Jahres 2002 erhalten. Preisüberreicher, SP-
Chef Alfred Gusenbauer, forderte die Entschuldung der
ärmsten Länder, verknüpft
mit einem Bildungsprogramm, "damit die frei werdenden Gelder nicht für Waffenkäufe verwendet werden".
Auch Gusenbauer tritt für ein
"Überdenken" der Agrarförderungen in den USA und Europa ein. Ein Thema, an dem bisher noch alle Welthandelsrunden gescheitert sind. (Michael Bachner, DER STANDARD Print-Ausgabe, 25.7.2003)
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