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Joseph Stiglitz wurde mit dem Bruno-Kreisky-Breis 2003 geehrt

Foto: APA/Gindl
Wien - Die Globalisierung von Wissen, Menschenrechten oder der Zivilgesellschaft begrüßt Joseph Stiglitz ausdrücklich. An der wirtschaftlichen Globalisierung, in seinen Augen gesteuert von Weltbank und Währungsfonds zum Nachteil von Entwicklungs- und Schwellenländern, lässt er hingegen kein gutes Haar. Und Stiglitz, Wirtschaftsnobelpreisträger 2001, früherer Chefökonom der Weltbank und Berater von US- Präsident Bill Clinton, weiß, wovon er spricht.

Schaden durch Preisverfall

In den USA würde mit jährlichen Subventionen von vier Milliarden Dollar die Baumwollerzeugung gestützt, die einen Produktionswert von drei Mrd. Dollar repräsentiere. Der Effekt: "Der Schaden durch den Preisverfall auf dem Weltmarkt ist für afrikanische Länder größer als die gesamte Entwicklungshilfe dorthin", so Stiglitz in Wien.

Und er hat noch mehr solcher perverser Beispiele auf Lager. Jede Kuh in Europa würde mit zwei Dollar am Tag subventioniert. Zwei Dollar am Tag sei auch die von der Weltbank benutzte Messlatte zur Definition von Armut in der Welt. Die letzte Zahl dazu: Laut Weltbank müssen 2,8 Milliarden Menschen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen.

Anti-Globalisierungsbibel

Stiglitz hat für sein Buch "Die Schatten der Globalisierung", so etwas wie die neue Bibel der globalen Antiglobalisierungsbewegung, den mit 7000 Euro dotierten Bruno- Kreisky-Preis für das politische Buch des Jahres 2002 erhalten. Preisüberreicher, SP- Chef Alfred Gusenbauer, forderte die Entschuldung der ärmsten Länder, verknüpft mit einem Bildungsprogramm, "damit die frei werdenden Gelder nicht für Waffenkäufe verwendet werden". Auch Gusenbauer tritt für ein "Überdenken" der Agrarförderungen in den USA und Europa ein. Ein Thema, an dem bisher noch alle Welthandelsrunden gescheitert sind. (Michael Bachner, DER STANDARD Print-Ausgabe, 25.7.2003)