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Ein Soldat der fidschianischen Armee patrouilliert nach dem Putsch vom Dezember 2006 vor dem Parlament. Die Militärregierung hat angekündigte Wahlen seither immer wieder verschoben.  

Foto: AP / Rick Rycroft

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Fidschis Premier Bainimarama 2011 vor der Uno. Die Inselnation ist für die Vereinten Nationen auch im Irak, in Liberia und im Südsudan aktiv.

Foto: Reuters / East

Sonnenuntergang in einem Touristenort auf der Insel Viti Levu. Gesang und Gitarre. "Paradise" - so heißt dieses Lied der Maravu Band Boys. Die Gruppe von Musikern ist bekannt und beliebt in Fidschi. Sie singt in Hotels, bei Veranstaltungen. Südseeklänge, Sonne, Strände, blaues Wasser. Kurzum: das Paradies.

Für Touristen vielleicht. Für viele der rund 900.000 Menschen in der Pazifik-Nation Fidschi dagegen ist das Leben in den letzten Jahren hart geworden. Vor allem in den Städten wie Suva und Nadi hat die Armut zugenommen. Im Jahr 2006 hatte Militärkommandant Frank Bainimarama den damaligen Premierminister Laisene Qarase aus dem Amt geputscht. Der unblutige Machtwechsel sei notwendig geworden, weil die Regierung verfilzt gewesen sei, behauptete der Kommandant. Außerdem sei sie zu stark zugunsten der indigenen Fidschianer ausgerichtet gewesen und von den Stammesführern kontrolliert worden. Die indisch-stämmigen Fidschianer dagegen, Nachkommen von Plantagenarbeitern, würden von den Eingeborenen benachteiligt, so der Putschist.

Die internationale Gemeinschaft reagierte mit Strafmaßnahmen. Wirtschaftssanktionen der wichtigen Handelspartner, allen voran Australien und Neuseeland, haben in den vielen Jahren ihre Spuren hinterlassen. Tourismus, Zuckerrohr, Textilienverarbeitung, Fisch und mineralische Rohstoffe - die Wirtschaft leidet, und damit auch die Menschen. Nicht, dass das Bainimarama kümmern würde. Der Kommandant quittiert Proteste in der Regel mit einem müden Lächeln und ein paar kräftigen Worten des Widerstands.

Die drastischste Maßnahme der Militärdiktatur aber war die Medienzensur. Ausländische Journalisten wurden aus dem Land geworfen, Kritiker hinter Gitter. Diese Form von Zensur wurde zwar inzwischen aufgehoben. "Aber sie wurde durch eine Selbstzensur der Journalisten ersetzt. Denn die haben Angst", sagt ein früherer Reporter aus Suva, der heute in Australien lebt.

Immer wieder kündigte Bainimarama daher an, den Griff zu lockern und Notstandsverordnungen aufzuheben, die das öffentliche Leben und auch die Wirtschaft in seinem Land lähmen. Immer wieder kündigt der Putschist auch an, er werde dem Volk die Wahl einer neuen Regierung erlauben. Immer wieder verschiebt er aber diesen Termin.

In diesem Jahr sollen Gespräche mit Oppositionellen ernsthaft beginnen. Falls es zu Wahlen, zu Demokratisierung kommt, wie Beobachter hoffen, würde jeder profitieren. Die Wirtschaft ganz besonders. Ein Problem aber würde bleiben: der schwelende Konflikt zwischen eingeborenen und indisch-stämmigen Fidschianern. Das sind etwa 40 Prozent der Bevölkerung, die einen wesentlichen Teil der Wirtschaft kontrollieren. Das führt bei den Ureinwohnern zu Neid und immer wieder zu Frustration. Wohl nicht zuletzt deswegen, weil sie genau wissen, dass sie eigentlich auf die Inder im Grunde angewiesen sind.

Auf internationaler Ebene hat sich Fidschi seit seiner Unabhängigkeit 1970 schon mehrfach an UN-Missionen beteiligt - derzeit im Irak, in Liberia und im Südsudan, zuvor im Kosovo und am Sinai. Dies sorgte seit dem Putsch von 2006 auch immer wieder für Kritik. Der Vorwurf: Soldaten erhielten vor den Einsätzen militärisches Training aus dem Ausland, das sie dann nach ihrer Rückkehr gegen demokratische Regierungen einsetzen könnten. (Urs Wälterlin, DER STANDARD, 14.6.2013)