Triest statt "Nabi", also Dolce Vita und Prosciutto entgegen. (Symbolbild)

Foto: bmw

Sonntags auf die Nationalbibliothek ("Nabi"), Paragrafen inhalieren. Da kommt Stimmung auf. Andere schlafen gemütlich aus, selbst quält man sich raus. Dann auch noch per Öffis rein in die Stadt? Wirklich nicht. Meinem besten Freund und mir war klar: heute Auto.

Wir beide pflegen eine Tradition. Bevor wir uns in der hohen Kunst der Juristerei üben, muss ein Kaffee her. So viel Zeit muss sein. Aber wo? "Weißt du, wo's einen wirklich guten gibt?" "Na, in Triest!" "Also eigentlich ..."

Humane Idee

Na, dann wollen wir dieser rhetorischen Frage gleich einmal praktisches Leben einhauchen: Bremsen, Blinken, Wende (auf der "Triester", die uns auch auf die Idee gebracht hat, wenig zu empfehlen), Navi-Eingabe: Triest - bestätigen - fünf Stunden Fahrzeit. Na, das klingt doch recht human!

Auf nach Süden also. Allerdings, das sei zur psychischen Hygiene gestanden: Schadenfreude verspürten wir schon beim Gedanken an unsere Kommilitonen. Doch man ist jung und spontan, carpe diem, ganz in unserem Sinn!

Da lacht das Herz

Auf slowenischer Autobahn wird man übrigens stets mit großem Schild auf Radarkontrollen hingewiesen. Unorthodox, aber uns gefiel's, da weiß man stets, wo's blitzen würde.

Navi hin oder her, keine viereinhalb Stunden später hieß uns die Heimat des Illy-Kaffees willkommen. Da lacht das Herz, da lacht man selbst: eben noch in Wien, nun Kaffee schlürfend auf der Piazza dell'Unità! Das nenn ich Dolce Vita, da schöpft man Energie!

Eines konnte ich mir natürlich nicht verkneifen: Anruf daheim. "Mama, Papa, was glaubt Ihr, wo ich gerade bin?" "Na auf der Nabi!" "Nein, ein bisschen weiter südlich ..." Interpretierte ich das Schweigen recht, waren sie fast etwas neidisch. Als ich aber mit 30 Deka Prosciutto und einer Flasche Friulano zu Hause ankam, war alles wieder im Lot. (stal, DER STANDARD, 14.6.2013)