Leiche zum Dessert: Marcel van Eedens Installation "The Restaurant" bei Georg Kargl Fine Arts in Wien.

Foto: Matthias Bildstein

Wien - Die Story hat durchaus Bestseller-Potenzial: Im Restaurant eines Hotels werden Geiseln genommen. Verantwortlich dafür ist Oswald Sollmann, der nun das dritte Mal Hauptdarsteller einer Ausstellung des belgischen Zeichners Marcel van Eeden ist. Um freies Geleit zu einer entführten Maschine am Flughafen zu erzwingen, lässt Sollmann Gäste und Angestellte im Hotelrestaurant versammeln. Dort kommt es zu einem Wortgefecht: Sollmann zückt eine Pistole, und ein Mann namens Anton Tijtgat ist tot.

So einfach, wie man nun annehmen könnte, ist die Lösung des Kriminalfalls freilich nicht - und das, obwohl man im Eingangsbereich der Galerie Kargl eigentlich schon mit der Nase darauf gestoßen wird: Dort wird in einer Vitrine eine mit Geburts- und Sterbedaten versehene Namensliste präsentiert.

Um wen es sich bei den durchwegs sehr jung Verstorbenen handelt, kann man zu diesem Zeitpunkt allerdings noch ebenso wenig erahnen wie die Tatsache, dass man im Hauptraum der Galerie auf eine Leiche trifft.

Auf dem Weg zum Tatort führen Texte und Zeichnungen in die Geschichte ein: Eine Spezialität des 1965 in Den Haag geborenen Künstlers ist dabei nicht nur sein an den Film Noir erinnernder Zeichenstrich; in seine Geschichten baut van Eeden neben fiktiven Biografien nur jene realen Ereignisse ein, die sich vor seiner Geburt abgespielt haben.

Damit wäre ebenso der Sixties-Touch seiner Motive erklärt wie auch die Tatsache, dass man in seinen Bildern größtenteils mit einer Schwarz- Weiß-Welt konfrontiert wird.

Schauplatz der Restaurantszene ist der Oberlichtsaal, der sich deswegen - statt licht - recht düster ausnimmt, nicht allein wegen der darin platzierten Leiche. An den Wänden hängen dunkle Abstraktionen der niederländischen Landschaft, in der sich im Jahr 1918 tatsächlich eine Tragödie abgespielt hat. Aufgrund einer Landmine kamen zig Kinder zu Tode. In der Ausstellung erinnert ein Video an diesen Vorfall, der auch Auslöser des Kriminalfalles ist ...

Trotz der klug konstruierten Geschichte merkt man allerdings auch: Suspense kann man mit Zeichnungen nur bedingt erzeugen. Gänsehaut stellt sich jedenfalls nicht ein. (Christa Benzer, DER STANDARD, 13.6.2013)