In Wiens Norden entstehen entlang der U1 gleich zwei neue Stadtteilzentren. Das "Forum Donaustadt" verzichtet dabei großteils auf Shopping-Flächen - ist doch das Donauzentrum direkt daneben

In Wiens Nordosten steigen sich die Immobilien-Entwickler fast schon auf die Zehen. Erst vor wenigen Wochen kündigte Millennium-Tower-Erbauer Georg Stumpf an, ein 30.000 Quadratmeter großes Grundstück nahe der U1-Station Aderklaaer Straße zu einem neuen Stadtteil mit "Wohnen, Arbeiten und Einkaufen" umzugestalten. Das Projekt nennt sich "Citygate" und soll bis 2015 in Angriff genommen werden (siehe Artikel "Sandburgbauen in hundert Meter Höhe").

Steigt man 2015 nahe dieser Baustelle in die U1 und fährt drei Stationen stadteinwärts, sollte man ebenfalls an einer Großbaustelle landen - zumindest nach den Plänen der Wiener Wirtschaftsagentur. Sie hat schon im Jahr 2007 das 10.000 Quadratmeter große Grundstück nördlich der Station Kagran, das seit vielen Jahren als Parkplatz genutzt wird, von der Stadt erworben und will dort gemeinsam mit Partner STC um rund 240 Millionen Euro das "Forum Donaustadt" errichten.

Visualisierung: DMAA

Ein größeres Einkaufszentrum wird dort ausnahmsweise nicht entstehen, erklärt Fritz Kittel, Immobilien-Verantwortlicher der Wirtschaftsagentur und Geschäftsführer der Forum Donaustadt Beteiligungen GmbH (an der die Wirtschaftsagentur 45 Prozent und STC 55 Prozent hält). Das ist an diesem Standort aber auch keine große Überraschung: Schließlich befindet sich nur einen Steinwurf entfernt, auf der anderen Seite der U1, das Donauzentrum - Wiens größte innerstädtische Shopping Mall.

Auf Wohnen und Arbeiten soll hier dafür umso mehr Fläche entfallen: Der Turm links in dieser Visualisierung soll ein rund 90 Meter hoher Wohnturm werden und 170 bis 200 frei finanzierte Wohnungen beinhalten (auch als sogenannte "Serviced Apartments"). Der reine Büroturm rechts im Bild könnte bis zu 145 Meter hoch werden, die drei unmittelbar angrenzenden "Flachbauten" sollen ebenfalls hauptsächlich als Büros genutzt werden. Das graue Gebäude vor dem Wohnturm wird ein Hotel, für das es laut Kittel bereits Gespräche mit potenziellen Betreibern gibt.

Visualisierung: DMAA

Die öffentliche Erdgeschoßzone soll durch viel Gastronomie und Dienstleistungsbetriebe sowie diverse kleinere Shops belebt werden. Außerdem wurde bei der Planung "auf bespielbare Freiflächen und grüne Ruheoasen, die zum Verweilen einladen, besonders Wert gelegt", versichern die Projekt-Initiatoren.

Allzu aussagekräftig sind die Renderings freilich noch nicht. Sie entspringen dem Siegerprojekt eines zweistufigen nicht offenen Wettbewerbs, in dem sich die ARGE Delugan Meissl Associated Architects & Vasko+Partner ZT GmbH gegen (in zweiter Stufe) neun weitere Büros durchgesetzt hatte.

Der städtebauliche Wettbewerb war schon 2008 unter dem Arbeitstitel "Neues Zentrum Kagran" gestartet worden, damals setzte sich das Büro Feichtinger Architects Paris durch. 2009 verabschiedete die Stadtentwicklungskommission das städtebauliche Leitbild, auf dessen Basis 2010 der Realisierungswettbewerb durchgeführt wurde.

Visualisierung: DMAA

Nun wird an der Einreichplanung gearbeitet, das Flächenwidmungsverfahren läuft ebenfalls und dürfte noch ein Jahr in Anspruch nehmen. Investiert werden sollen rund 240 Millionen Euro, wobei es laut Kittel Spielraum nach oben gibt. Der Baubeginn ist "abhängig von der Vorverwertung" für 2015 geplant, die Fertigstellung für 2017/2018.

Wer dem verschwindenden Park-and-ride-Parkplatz nachtrauert, den tröstet die Wirtschaftsagentur mit einer schlichten Zahl: Derzeit gibt es dort maximal 360 Pkw-Stellplätze, künftig sollen es 120 mehr sein - in nicht weniger als vier (!) Untergeschoßen. Außerdem soll es bis zu 580 Fahrradabstellplätze geben inklusive einer Anbindung an das Wiener Radwegenetz. (Martin Putschögl, derStandard.at, 12.6.2013)

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Neues Zentrum Kagran

Citygate

Visualisierung: DMAA