Wien - Die Pegel sinken, die Hilfsbereitschaft steigt. Das war bereits beim vergangenen Hochwasser im Jahr 2002 so - über 70 Millionen Euro an Spendengeldern kamen damals zusammen. Neben den großen und bekannten Hilfsorganisationen richten aber auch viele Gemeinden Spendenkonten ein. Nur: Ist es klüger, lokal zu spenden oder eher global?

Vor- und Nachteile bei beiden Varianten

Christian Schober, Direktor des NPO-Instituts an der Wirtschaftsuniversität Wien, kennt keine Studien dazu. Mit Entwicklungshilfe sei die Situation nicht vergleichbar, beide Varianten hätten Vor- und Nachteile.

Einerseits haben die großen Sozialkonzerne jahrelanges Know-how aufgebaut. Andererseits wissen zumindest in kleineren Städten die Verantwortlichen genauer, wer besondere Unterstützung braucht, und können wohl auch rascher helfen. Gleichzeitig bewegt man sich aber auch in einer rechtlichen Grauzone, da Gemeinden für Geldregen eine juristische Grundlage haben müssen.

Sozialfonds in Enns

In der 11.000-Einwohner-Stadt Enns in Oberösterreich hat man diese Problematik schon vor 16 Jahren umschifft, mit einem relativ originellen Konstrukt, wie Bürgermeister Franz Stefan Karlinger erklärt. "Wir haben den Sozialfonds 'Ennser helfen Ennsern' gegründet, über den der Bürgermeister, der Altbürgermeister, der Sozialreferent, der Stadtpfarrer und der Gemeindearzt entscheiden."

Kommen Anträge, muss das Gremium einstimmig zustimmen, ehe Geld fließt. Das Elegante daran: Pfarrer und Arzt wissen durch Besuche, wo wirklich Bedarf besteht, und ermutigen Betroffene auch, Anträge zu stellen. "In einem normalen Jahr kommen etwa 15.000 Euro herein", sagt Karlinger. " Zusatzkosten haben wir keine: Die Sparkasse stellt ein kostenloses Konto zur Verfügung, das Geld wird ehrenamtlich von einem Notar verwaltet."

Direkte Spende an die Gemeinde

In der von der Flut ebenso betroffenen Gemeinde Walding im Mühlviertel geht man einen anderen Weg, dort wird direkt an die Gemeinde gespendet. "Die Opfer müssen ja ohnehin die Antragsformulare für den Katastrophenfonds bei uns abgeben", sagt ein Mitarbeiter des Gemeindeamtes. Und in dem 4000-Einwohner-Ort wisse man dann schon, wer wirklich schwer betroffen ist und Unterstützung brauche. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 7.6.2013)